Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 432
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SCHAF
Røyve und ru stehen sich deshalb seit alters bedeutungsmåssig sehr nahe,
aber in tjbereinstimmung mit der Bildungsweise des Wortes geht schon
aus den anord. Belegen deutlich hervor, dass røyve speziell die Wolle
von einem Schaf bezeichnet5 6. Eine noch speziellere Bedeutung nennt
Ross fur Sogn und Tel.: »helst (kun?) om den sammenrullede Uld-
masse af eet Faar«, eine entsprechende Angabe findet sich im FB aus
Sogn o.F. 8 (’udlarøyve: ulli samanrulla til eit knyte’, sonst udlapels)
und auch sonst wird røyve vor allem von einem zusammenhangenden
Wollpelz, der von einem einzelnen Schaf gewonnen wird, gebraucht.
Auch bei isl. reyfi denkt man in erster Linie an die gesamte Wolle,
die einem einzelnen Schaf im Friihling abgenommen wird8, und die
meisten Gww. brauchen es ebenfalls nur von einem zusammenhangenden
Wollpelz (sonst vor allem lagdur m., das mehr ein einzelnes Wollbiischel
bezeichnet). Daneben bezeichnet das Wort aber auch die Wollbekleidung
lebender Schafe; vgl. vor allem kind i tveimur reyfum »mit einer alten
und einer neuen Wollschicht« (§ 212).
Furs Far. nennt JM ebenfalls royvi in der Bed. »uldbeklædning på
får« (ausserdem in den Bedeutungen »vid og rummelig klædning« und
»(stort) omfang, vidde«), doch fehit es im FB vollig7. Dafiir wird pesja
f.8 teilweise — anscheinend vor allem im mittleren Teil der Fåroer
(Vågar, Siid-Streymoy und Sandoy)9 — in der Bed. »gesamte, zusam-
menhångende Wollbekleidung, die man im Fruhsommer von einem
Schaf abzieht« verwendet, wåhrend dieses Wort (auch in der Form pes)
sonst, dh. im Norden, Osten und Stiden der Fåroer, »zusammengewach-
sene Wolle von zwei Jahren« bedeutet10. Ausserdem ist ærull, eigentlich
»Wolle von einem Mutterschaf«, dann aber auch in erweiterter Bedeu-
5. Ausserdem bedeutet es anord. auch »Haut mit Wolle oder Haaren darauf«;
vgl. Fritzner III 95; Cl-Vigf. 495.
6. So ausdriicklich lt. Isl. 32.
7. Auch der sehr gute Gwm. Får. 22 kennt das Wort nach eigener Aussage nicht.
8. Får. pes(ja) ist etymologisch dunkel. Es steht innerhalb des Nord. fast vollig
isoliert, da sich Verwandte nur in shetl. pesel »tangled lump, something in disorder;
confusion«, pes-wisp, -wusp »tangled lump, esp. a rope or line in disorder« (Jakob-
sen, Shetl. 649; vgl. auch besel »clotted lump in wool not properly teased« ebd.
38) und in orkn. peswisp »a bad tangle« (Marwick, Orkn. 130) nachweisen lassen.
Deshalb ist Entlehnung aus dem Kelt. nicht unwahrscheiniich; vgl. ir. pes-bolgg
»Wollsack« inAtkinsons Ancient Laws of Ireland 1 150.152 (s. Hes se ns Irisches
Lexikon, Halle a.S. 1933/36).
9. Lt. Angaben aus Får. 2,3,7-9,22,23.
10. In dieser Bedeutung kennt es auch Svabo, Indberetninger S. 226 (pees).