Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 440
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SCHAF
aufzufassen. Zu beachten ist auch, wie hier emmal mehr der ostliche den
westlichen Typus imTrøndelag schon fast ganz verdrångt hat.
218. Zu der in § 217 vorgeschlagenen Erklårung der Formen blækta
und bækta passt die geographische Lage der Belege fur bekra und
blarra:
a) bekra erscheint im FB in zwei Belegen aus dem mittleren Ro g.
(ausserdem in einem unsicheren Beleg aus Møre o.R. 21). NO I 512
kennt es in der Bed. »bloken« aus Tel. (nach Aasen) und Set. (nach
Skar, Gamalt or Sætesdal). Obwohl es bei Rietz fehit, fiihren Torp
20 und Zetterholm 1940, S. 60 båckra (ohne Ortsangaben) auch aus
schwed. Dialekten an, und als Grundlage flir das Subst. bekre (s. § 201)
muss es urspriinglich jedenfalls eine nicht ganz unbetråchtliche Ver-
breitung gehabt haben, obwohl es aus anord. Zeit nicht bezeugt ist.
Auch isl. bekra ist heute nur vereinzelt im Gebrauch: I s 1. 25,41,5530.
Es bezeichnet speziell die Laute, die brunstige Widder von sich geben
(hrutar bekra ad dm), weshalb hier stark mit der Moglichkeit einer
Neubildung zum Subst. bekri zu rechnen ist31.
b) blarra (on-Vb.)32 kommt lt. FB in Set. und in A-Agd. 10 vor. Mit
abweichender Lautung wird aus Num. (Busk. 3,10); A-Agd. 2 und
V-Agd. 15 blæra mitgeteilt; in NO I 760 findet sich ausserdem (nach
Ross) ein Beleg aus Hord. 9, wo jetzt skværa und remja genannt werden.
Die Lagerung von blæra rund um das sprachlich gewohnlich konservative
Set. (wenn auch zT. in betråchtlichem Abstand) zeigt deutlich, dass es
eine sekundåre Form ist: wie brækta durch blarra beeinflusst wurde,
so ist dieses seinerseits durch Kreuzung mit brækta und bræka umgebildet
worden.
219. a) An einigen Orten in Østf. und im siidl. Akersh. bezeichnet
belja, das sich sonst gewohnlich auf das Brullen des Rindes bezieht
(vgl. § 190), das Bloken der Schafe. Da es Østf. 3,4a als einziges Wort
fur »bloken« nennen, wird es hier anscheinend allgemein, ohne besondere
Nuance, gebraucht. Auch im Isl. wird belja (in paralleler Bedeutungs-
entwicklung) an einigen Orten auf die Stimme des Schafes bezogen:
30. Ausdriicklich abgelehnt von Isl. 32,38,50,56.
31. Sicher von bekre abgeleitet ist bekra »vera strid, vrang, vriden«, das NO I 512
fur Møre o.R. Veøy anfiihrt.
32. Vgl. zur Etymologie Torp 27; Pokorny I 154 f. (idg. Wurzel *bhli- »heulen,
laut weinen, bloken«), wo aber das norw. Wort nicht erwåhnt ist.