Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 444
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ZIEGE
geit(s)krøter (vgl. § 14), geitsmale (vgl. § 22) und geitsmålog (vgl. § 23),
isl. geitfé und geitfénadur (vgl. §§ 12, 196, lt. Aasen auch norw. geitfé).
Das weibliche Tier (im allgemeinen oder im ausgewachsenen Stadium)
wird iiberall mit dem gemeingerm. geit f. bezeichnet. Nur im Isl. ist
daneben kiéa f. (s. § 222) im Gebrauch4.
Die Bezeichnungen des månnlichen Tieres (im allgemeinen oder im
ausgewachsenen Stadium) zeigen einen Gegensatz zwischen dem Norw.
und dem Isl., indem das letztere den Typus hafur m., ein altes Wort mit
idg. Beziehungen (vgl. lat. caper »dass.«, griech. Kcaipoq »Eber«), das
sonst im Germ. heute nur noch in dt. dial. Håberling, Habergeiss uå.
fortlebt5, bewahrt hat, wåhrend in ganz Norwegen heute bukk, bokk
m., auch geit(e)bukke, durchgefuhrt ist und haver (ebenso wie auch in
Schweden) nur noch in Ortsnamen vorkommt (zB. Havsfjord, Hafrs-
fjord bei Stavanger; vgl. in Schweden zB. Havern, Havero in Medp.
ua.). Havur wird von JM auch furs Får. angegeben und von Mikkjal
Dånjalsson å Ryggi in Dyralæra7 tatsåchlich i.S.v. »Ziegenbock«
verwendet, doch ist das Wort hier moglicherweise aus dem Anord. oder
dem Isl. neu ubernommen. Sonst ist es auch auf den Får6ern nur in
Ortsnamen (zB. Havurstorva6 7 8) bewahrt, wåhrend als Appellativ in der
gesprochenen Sprache, sofern uberhaupt ein Wort bekannt ist, gewohn-
lich (geita)bukkur gebraucht wird. Ebenso finden sich auch auf Shet-
land nur Spuren in Ortsnamen9.
2) Die junge Ziege
A) ERSTE ALTERSSTUFE (»ZICKLEIN«) (Karte 61)
222. Die hier zu behandelnden Worter bezeichnen Ziegen beiderlei
Geschlechts bis zum Alter von ca. %-l Jahr, dh. von der Geburt im
Friihling bis zur Zeit, da (bei gunstigen Voraussetzungen) wenigstens
das weibliche Tier zur Zucht herangezogen wird, wobei teils der Zeit-
4. Das von Ross 676 in dieser Bedeutung angefiihrte skora f. (N-Møre; vgl. dazu
A. Janzén, Bock und Ziege. Wortgeschichtliche Untersuchungen, GHÅ 1937,
nr. 5, S. 54 f.) wird durch das FB nicht beståtigt.
5. Vgl. zur Etymologie De Vries 201; Johannesson, Et.Wb. 190; FT 387.1479
(unter havre)-, Hellquist 86 (unter bock); Pokorny I 529.
6. Vgl. (saud)bukk als Bezeichnung des Widders (§ 200).
7. Bd. 1, Torshavn 1935, S. 76.
8. Vgl. auch Chr. Matras, Aarbøger 1932: 139.
9. Vgl. Jakobsen, Aarbøger 1901: 193.197.