Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 454
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ZIEGE
Die Verbreitung dieses Wortes reicht vom mittl. Rog. iiber Hord. und
das åussere und mittl. Sogn bis nach Sfj. Wåhrend es von N-Hord.
bis Sfj. praktisch alleinherrschend ist, kommt daneben im siidlichen
Abschnitt zT. hadna vor.
Aasen, der kidla nur mit ’Nordhordland og fl.’ lokalisiert, iibersetzt
es mit »Gjedekid«; Ross fugt dazu die Bed. »aargammel Gjed«. Im
FB erscheint es jedoch durchwegs als Synonym zu hadna, bezeichnet
also nur dort die erste Altersstufe, wo vor dem ausgewachsenen Stadium
keine weitere Stufe unterschieden wird18. Die Definition »weibliches
Zicklein« wåre moglich, wenn wir das Wort (mit Torp 266) als Diminutiv
zu kid auffassen wollten. Von der im FB herrschenden Bedeutung, die
durch das Material von OS 43 und Hellemo, Suldal (S. 119) gestutzt
wird, aus muss jedoch eher mit einer urspriinglichen Bedeutung des
Versehenseins mit einem kid, die sich auf die Zeit der ersten Tråchtigkeit
oder auf die Zeit nach der Geburt des ersten Zickleins beziehen wiirde,
gerechnet werden19. Nicht vollig ausgeschlossen ist allerdings auch eine
sekundåre Feminin-Bildung zu kidling20, wenn auch zu beachten ist,
dass der geographische Zusammenhang zwischen den beiden Wortern
sehr locker ist21. Jedenfalls muss kidla eine recht junge Bildung sein, die
sich erst in neuerer Zeit auf Kosten von hadna ausgebreitet und damit
den Zusammenhang zwischen Island und Westnorwegen gelockert
hat. Sie ist nicht nur anord. nicht belegt, sondern fehit auch bei Chr.
Jensøn 1646, Leem und Christie. Wie die ålteren Belege fur haine,
harjna aus Sfj., høyne aus N-Hord. (s. § 226) zeigen, ist sie hier erst
in der jungsten Zeit vollståndig durchgedrungen, und in Hord. 7,14
ist erst das Simplex kidla im Gebrauch, wåhrend hadna noch in der
Zss. hane-, hånekje weiterlebt.
228. Von den ubrigen Bezeichnungen des Norw. fur dieZiege im Alter von
ca. 1-2 Jahren hat vor allem die junge Bildung unggeit f. das åltere hadna auf
18. Vgl. in dieser Bedeutung auch isl. kida (§ 222).
19. Dass die Bedeutungsverhåltnisse bei Femininen auf -la sehr mannigfaltig sein
konnen, zeigt die Zusammenstellung bei Johannesson, Suffixe § 74,1.
20. Vgl. insbesondere die allerdings vereinzelten Angaben, nach denen kidling als
Bezeichnung des månnlichen Tieres oder beider Geschlechter und kidla als Be-
zeichnung des weiblichen Tieres auf der zweiten Altersstufe nebeneinander stehen:
Hord. 8,29a; Sogn o.F.l.
21. Unmoglich ist dagegen norw. kidla eine Substantivbildung zu kidla »zickeln«,
wie sie Z e 11 e r h o 1 m 1937, S. 89 fur das formal und bedeutungsmassig entsprechende
schwed. killa (zu killa Vb.) annimmt, da das Vb. kidla nur am Ostrand Norwe-
gens vorkommt (vgl. § 56).