Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 459
ZUCHTEBER
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sporadisch mit andern Wortern wie gris, gjeldgris, gjelding, jelk bezeich-
net,wåhrend das Isl.und Får. iiberhaupt keine besondere Bezeichnung dafur
kennen. Ein Sammelname fur das kastrierte und das zuchtfåhige Tier besteht
zT. gar nicht, zT. in der Form von galt(e)/goltur (galtur) oder auch nur grå.
Der Bezeichnung des zuchtfåhigen Ebers dienen auf westnord. Gebiet
im wesentlichen nur zwei Typen, die in Norwegen einen deutlichen,
wenn auch durch einige t)berschneidungen etwas verwischten Sild/
Nord-Gegensatz bilden: rone und (grad)galt(e)lgdltur (galtur).
232. Norw. rone, [ro'na], roni, rane (bzw. [rana]), råna (bzw. [rana]),
rånå (bzw. [ranå\), in S-Tr. 11,14 rånnå, lt. Nordi. 11b rån’, in Hedm.
19 [ronno] < anord. run i2 m. tritt heute mehr oder weniger geschlossen
etwa sudlich einer Linie auf, die vom nordlichen Ro g. aus langs der
Nordwest- (und Nord-?)Grenze von Tel., iiber das obere Num., das
untere Hall., zwischen Land und Valdres, iiber das mittlere Gbd.
und das mittl. Østerd. nach der schwedischen Grenze verlåuft. Dariiber
hinaus aber finden sich rel. zahlreiche Belege auch in Hord., in Møre
o.R., im nordi. Gbd., nordi. Østerd., siidl. Trøndelag und in Nordi.
Inwiefern es sich hier um Vortruppen oder Riickzugsposten handelt,
wird unten noch genauer zu erortern sein (§ 234). Jedenfalls ist das Wort
an den Orten ausserhalb des geschlossenen Verbreitungsgebietes, soweit
Mehrfachmeldungen vorliegen, deutlich seltener als (grad)galte3.
Rone bezeichnet schon seiner Etymologie nach speziell den zucht-
fåhigen Eber, und es hat bis heute diese spezielle Bedeutung durchwegs
bewahrt. Zetterholm 1953, S. 9 ff. (auch S. 32 f.) stellt das Wort nach
einigen formalen und bedeutungsmåssigen Bedenken (mit FT) zum Verb
rinna, renna und deutet es als »Befruchter, Besåmer«. Klarer und ein-
leuchtender fiihrt es dagegen E. Kolb4 auf ein Verb *runa »in der Brunst
2. Die Vokalverhåltnisse sind bei diesem Wort zT. nicht ganz klar: Zetterholm
1953, S. 14 rechnet mit a-Umlaut (also anord. *roni) und ausserdem (nur fur die
schwed. Formen?) mit Einwirkung von r, doch lassen sich die im Siidwesten, von
West-Tel. bis Hord., herrschende Form [ro'na] wie auch die ostnorw.-trond.
Formen råna, rån(n)å, ronno (letztere durch Vokalausgleich u-a; vgl. Hoff, Skjet-
vem. § 106, auch Ross NB. VIII 21) lautgesetzlich auf runi bzw. Obl. runa zuriick-
fiihren. Wieweit die bes. in Angaben aus West- und Nordnorwegen haufige
Form råne, hinter der wir anord. *roni zu sehen hatten, auf bodenståndiger Ent-
wicklung oder Anlehnung (zT. nur in der Schreibung?) an die Normalform in Bm.
und Nyn. beruht, ist im einzelnen schwer auszumachen; die Ubereinstimmung mit
Bm. und Nyn. passt jedoch gut zu der Annahme, dass das Wort in diesen Gegenden
im allgem. nicht bodenståndig ist (vgl. § 234).
3. So in Hedm. 17; Oppl. 13,16; Hord. 20; Møre o.R. 7.
4. Kolb S. 52.