Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 468
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SCHWEIN
Auf westnord. Gebiet lebt gylta in seiner eigentlichen Bedeutung vor
allem auf Island fort, wo es heute17 die einzig gebråuchliche Bezeichnung
fur »Sau, Mutterschwein« ist. Ausserdem wird es (als Lehnwort) auch
aus Teilen der britischen Inseln bezeugt (shetl. gilti »Schwein, spez. als
Lockruf«18, me. gilte »Sau«19, engl. dial. gilt, gelt »junge Sau, kastrierter
Eber«20), wåhrend es im Far. nur im Fischnamen berggylta »ung rød-
torsk« (JM) erhalten geblieben ist.
Auch in Norwegen kommt es in eigentlicher Bedeutung nur in ganz
bescheidenen Resten vor: lt. FB in S-Tr. 10 als allgemeines Wort fur
»Sau« (nebenpurka), in Møre o.R. 17(a) als Kosewort fur das weibliche
Schwein. Lt. einer Angabe in NO aus Møre o.R. 18 soli es an diesem
Ort noch gelåufig sein, wåhrend es in einer Angabe in OS 43 aus S-Tr.
12 als veraltet bezeichnet wird. Auch Ross kennt es vor allem aus dem
Raume Møre/S-Tr. (Romsdal: gyltre, N-Møre, Orkd., Strinda),
ausserdem aber auch aus einigen Orten in Siidostnorwegen (Østf.
Rakkestad, Rygge, Råde; Busk. Lier), wo sich heute keine Spur davon
findet. Aasen fiihrt das Simplex gylta (ausser in einer ubertragenen
Bedeutung; s.u.) nur als »Øgenavn med dunkel Betydning« (o.O.),
daneben aber auch ein seltenes mask. gylt »Gris; ogsaa et Spøgenavn«
fur S-Møre an. Eine weitere Yerbreitung ergibt sich fur gylta, wenn wir
iibertragene Bedeutungen und Zusammensetzungen mitberiicksichtigen:
gylta »kleiner Schlitten aus zusammengef iigten Brettern« Gbd.;N-Møre;
S-Tr. Oppdal (Aasen, Ross); »Frau, die unsicher auf den Beinen ist«
Gbd. (Beleg aus Oppl. 16 in NO); »grosse Laus« N-Hord. (Beleg aus
Hord. Masf. in NO), — berggylta »Lippfisch, Labrus« in ’Bergens Stift’,
auch ’søndenfjelds’ (Aasen; vgl. die Synonyme berggalt im Tr., berg-
sugga in Ryf.), sågylta »eine Art Larve« in Østf. und Tel. (Aasen),
vombgylta »dickwanstige Figur, die sich miihsam vorwårts bewegt« in
Vestf., Ring., Oslo, Toten (Ross). Anhand dieser Angaben låsst
sich gylta praktisch flir das ganze siidliche Norwegen bis in den siidl.
Trøndelag nachweisen.
Gylta tritt in der Bed. »(ausgewachsene) Sau« spårlich auch in Nord-
schweden (bes. Ovre Dalarna), håufiger in Finnland und Estland
17. Entgegen der Darstellung bei Zetterholm 1953, S. 33 f.
18. Vgl. Jakobsen, Shetl. 222.
19. Vgl. Bjorkman S. 210.
20. Vgl. Wright, EDDII 614; P. Thorson, Anglo-norse Studies I (Amsterdam 1936),
S. 29.