Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 472
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SCHWEIN
es jedoch auch in der allgemeinen Bed. »Sau« fruher weiter verbreitet
gewesen sein, da sich iibertragene Bedeutungen wie »schmutzige Frau«
u.dgl. kaum direkt aus dem Kosewort ableiten lassen. Dies aber zwingt
uns zu der Annahme, dass sugga (und zT. wohl auch noch gylta und sti)
erst in der Neuzeit durch purka aus grosseren Teilen Norwegens
verdrångt wurde.
238. Norw. purka {purke, purk', im nordlichen Norwegen håufig mit
[-co-], in Hedm., S-Tr. und Nordi. oft mit -ø-, in Møre o.R. 7(b)
pyrke35) f. ist heute fast im ganzen Lande gebråuchlich36, und Aasens
Bemerkung ’mange St. brugl.’ låsst darauf schliessen, dass es schon zu
seiner Zeit weit verbreitet war. Einzig das siidnorw. sugga-Gebiet ist
weitgehend frei von purka, doch zeigen wohl die Belege im siidl. Agder,
im nordl. Rog. und in S-Hord. an, dass purka jetzt auch hier, zunåchst
der Kiiste entlang, im Vordringen ist (vgl. jedoch auch unten).
Purka kommt auch im Isl. vor, wo es von Blondal mit »Sau« und
»Geizhals« iibersetzt wird; ausserdem erscheint es in der Zss. svefnpurka
»Siebenschlåfer«, und OH belegt das Simplex auch als Fischbezeichnung
(1. Hålfte des 19. Jh.s). Flir die Bed. »Sau« bringt OH mehrere Belege
aus dem 17.-19. Jh. bei37, und sie findet sich auch in einigen Ortsnamen
wie Purkey (Dal., alter Sviney38) und Purkugerdi (N-Mul.), doch ist
sie heute beim Appellativ gånzlich ausser Gebrauch.
Far. purka ist i.S.v. »Sau« heute ebenfalls veraltet (vgl. § 235), doch
verzeichnet JM daneben weitere Bedeutungen wie »junges weibliches
Schaf; unsaubere Weibsperson; (kleines) Mådehen; vorderstes Glied
einer Tierklaue«, von denen allerdings die erste durch das FB auch
nicht beståtigt wird. In der Bed. »Sau« ist das Wort wohl im Ortsnamen
Porkeri (S u 5 u r o y) < *Purk(u)-gerdi enthalten39.
35. Vgl. dazu Ross NB. XII 5; Larsen, Oversigt S. 80.
36. Auch in Zusammensetzungen wie alle)-, avls-, gris(e)-, liv-purka, die besonders
das weibliche Zuchttier, das Mutterschwein bezeichnen.
37. In der Handschrift Nomenclator I (um 1630), bei GuSmundur Andrésson (um
1650) und bei Jon Porkelsson, Islenzk Ijodabok II (1843). Auch Bjorn
Halldorsson II 178 erwåhnt purka f. »porca, en So«.
38. S. Kr. Kålund, Bidrag til en historisk-topografisk beskrivelse af Island I (1877),
S. 489.
39. Vgl. J. Jakobsen, Strejflys over færøske stednavne (Nord. Tidsskrift for Filologi
3.R., 17. bd.), S. 74; A. W. Brøgger, Løgtingssøga Føroya I (Torshavn 1937), S.
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