Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Síða 485
SPRACHRÅUME IM NORW.
455
der Stute)« K. 15, § 46; tjor »Stier« K. 43,44, § 136;veder bzw. vér(e)
»Widder« K. 57, § 199)6.
Dennoch ist der siidostnorw. Sprachraum, dem kaum eine bestimmte
politisch-administrative oder kirchliche Einheit zugrunde liegt, sondern
der in erster Linie mit dem engern und weitern Einzugsgebiet der alten
Stådte Oslo, Tønsberg und Sarpsborg zusammenfållt7, im Ganzen ein
gegeniiber Neuerungen leicht zugångliches Gebiet. Er ist gegen Silden
und Siidosten weit geoffnet und kann deshalb auch als Einfallstor fur
zahlreiche weitere siid- oder ostskandinavische Novationen gelten (s. §
261). Die siidostnorw.-westschwed. Ubereinstimmungen sowohl im
Wortschatz (bei bøling, tidd, luva, galt, su; vgl. auch stut »Ochse« § 142)
als auch ganz besonders im Lautlichen und Morphologischen (hv->v-,
tn>nn, tl>sl, g>w,j, k(k)j>k(k), Bewahrung von II, vr-, Formen ohne
ålteren u-Umlaut, Prås. von st.Vbb. mit -ar und ohne i-Umlaut) sind
deshalb schon hier besonders zu beachten (vgl. § 258).
242. Sudnorwegen (Karte 66):
Eine Reihe von Wortern zeigt eine im wesentlichen sudnorwegische
Verbreitung, doch ist der durch sie gebildete Sprachraum weniger deutlich
ausgeprågt als das sudostliche Kerngebiet, da wir wortgeographisch ein
eigentliches Sudnorwegen nicht scharf von einem siidlichen Norwegen
im weitern Sinn trennen konnen. Vom innern Agder an nordwårts finden
wir zahlreiche Wortgrenzen, die mehr oder weniger parallel in mehr oder
weniger west-ostlicher Richtung laufen und zusammen mit den auf Karte
74 dargestellten Sudgrenzen nordlicher Worter ein lockeres Linienbtindel
oder eine Staffellandschaft bilden, die sich bis in den Trøndelag hinauf
erstreckt. Einige dieser Grenzlinien laufen mehr von Nordwest nach
Siidost und bilden so den Obergang zu den Grenzen der west- und ost-
6. Vgl. zur teilweise konservativen Haltung von Østf. auch Hoff, Skjetvem. S. 277
ff. sowie Widmark, U-omljudet S. 299 (Bewahrung des Gefiihls fur den u-Umlaut
als Fem.-Zeichen).
7. Tønsberg (Tunsberg) ist wenigstens als Handelsplatz schon seit dem 9. Jh. bezeugt,
Sarpsborg (Borg) wurde ca. 1017 von Olav d.h., Oslo ca. 1059 von Harald hard-
rådi gegriindet (vgl. Munch 1849, S. 30 f.). An administrativen und kirchlichen
Einheiten kåmen allenfalls der Bereich des mittelalterlichen Borgarping und das
Bistum Oslo in Frage, doch stimmt deren Ausdehnung nach den Angaben von
Munch 1849 keineswegs genau mit dem sprachgeographischen Begriff Siidost-
norwegen iiberein.