Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 504
474
ZUSAMMENFASSUNG
politisch-administrative wie kirchliche Grenzen hinweg eine deutliche
Gruppierung um den nordlichen und ostlichen Abschnitt der grossen
Wasserscheide: um Dovrefjell, Rondane und die Gebirgsztige zwischen
Gauld. und Østerd. Die Aussengrenzen dieses Wortraums, die sich
infolge mehrfacher Uberschneidungen allerdings nicht durch ein be-
stimmtes Wort markieren lassen, liegen im siidl. Hedm., in Had.,
Land, Valdres, Gbd./Sogn, im inneren Nfj. und inneren S-Møre,
im westl. S-Tr. und im siidl. N-Tr. Als Hauptgebiete erscheinen somit
das nordi. Østerd., Gbd. sowie innere Teile von Møre und S-Tr., also
ein wesentlich grosserer Bereich als der von Ro s s und Reitan um-
schriebene. Wenn wir das (abgesehen von mehr lokalen Erscheinungen)
einzige einheitliche Kriterium aus der Lautlehre, die Monophthongierung
von ei, au, øy, zum Vergleich heranziehen36, finden wir allerdings eine
recht weitgehende Ubereinstimmung mit dem Typus tikkaj tiksa, doch
wird ’Oustfjellmaal’/’Sydøsttrøndsk’ gewohnlich durch zwei andere, nur
flir gewisse Abschnitte geltende Kriterien abgegrenzt: im Suden durch
die Siidgrenze des vollen Vokalausgleichs, im Norden durch den Beginn
der trond. Apokope.
Wie das Beispiel der Monophthongierung zeigt, wird das Mundart-
gebiet, das ich als mittelnorwegischen Sprachraum oder kurz Mittel-
norwegen bezeichnen mochte, durchaus nicht nur, wie wir aus der
geographischen Lage erwarten konnten, durch Relikte gekennzeichnet.
Aus dem vorliegenden Wortmaterial konnen an Neuerungen genannt
werden: 1. tikka, tiksa »weibliches Schaf« (K. 58, § 208); 2. vedde
»Widder«(K. 57, § 199); 2>.giva avlundan seg »galt werden« (K. 50, § 167),
råumlich begrenzter 4. uks(e)bagg(e) »junger Stier« (K. 46, § 149),
wåhrend 5. syta »schwach muhen« (K. 55, § 193) zwar ebenfalls eine
(alte) Novation ist, aber vielleicht urspriinglich weiter verbreitet war
und spater von noch neueren Bildungen (wie /--Formen sutra usw.)
zuriickgedrångt wurde. Relikte sind im vorliegenden Material nicht
zahlreich: 6. åløy(en) »brunstig, von der Stute« (K. 8, § 29); 7. skjut
»Stute« (§ 102, vgl. K. 35), wohl nur in geringem Masse 8. greding,
gridung usw. »Zuchtstier« (K. 43, §§ 137,141), doch liessen sie sich wohl aus
andern Teilen des Wortschatzes noch betråchtlich vermehren37.
36. Vgl. die Karte bei I. Hoff, NTS 19: 616.
37. Vgl. etwa das etwas mehr westlich gelagerte, aber immer noch unserm mittel-
norwegischen Gebiet zugehorige hø »Hohe« (< hæd); s. O. Grønvik - P-
Hovda, NoB 47 (1959): 154.