Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Blaðsíða 511
SPRACHRÅUME IM NORW.
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Kontakt mit Vertretern anderer Mundarten durch die Saison- (Lofoten-)
fischerei, teils auf der starken Einwanderung von Neusiedlern aus dem
siidlichen Norwegen, bes. aus Ostnorwegen, seit dem 18. Jh. Eine
genauere Untersuchung des Wortschatzes soleher Siedlermundarten
(und Mundarten, die von Neusiedlersprachen wenigstens beeinflusst
sind) wåre ein reizvolles Unternehmen, auf das ich mich aber schon
deshalb nicht einlassen kann, weil mir gerade fur die ausgeprågteste
Siedlermundart, diejenige von Bardu-Målselv in Troms, die sich in
Lauten und Formen (mit Gleichgewichtsgesetz, ’dickem’ / usw.) heute
noch scharf von ihrer Umgebung abhebt, Angaben im allgem. fehlen.
Eine Ausnahme ist das vom Gwm. Troms 6 fur Målselv mitgeteilte
lakkhorn »Hornstummel« (K. 26, § 75), das deutlich den Zusammenhang
mit dem Mutterdialekt in Østerd., von wo ein grosser Teil der Siedler
seit 1788/89 ausgewandert war46, zeigt. Im ubrigen muss ich mich mit
der biossen Zusammenstellung einiger Worter aus verschiedenen Orten
in Troms, die hier mehr oder weniger isoliert stehen, aber Beziehungen
zum Ostnorw.-Trond. (bzw. Mittelnorw.) aufweisen und bei denen
deshalb Verdacht auf Einschleppung durch Neusiedler besteht, begniigen:
trekk »Urin« (K. 25, § 71); grå »Hufstrahl« (K. 38, § 116); bagg »junger
Stier« (K. 46, § 149); kuruka und kurusa »Kuhfladen« (K. 53, § 182 f.);
syta »schwach muhen« (gegeniiber sutra im grossten Teil Nordnorwe-
gens; K. 55, § 193); tiksa »weibliches Schaf« (K. 58, §208);bræka »bloken«
(K. 60, § 217), ausserhalb der Untersuchung gryla »grunzen«47.
252. Der innere Siiden (Karte 75):
Es bleibt nun noch eine Zone in den Gebirgs- (und Fjord-)gegenden
im Innern des siidlichen Norwegens, die teils zwischen den in nord-
siidlicher und west-ostlicher Richtung laufenden Grenzlinien der hier
zusammentreffenden Wortråume liegt, teils aber auch ihr mundartlich-
wortgeographisches Eigengepråge besitzt. Sie ist weitgehend gekenn-
zeichnet durch Relikte einst weiter verbreiteter Worter, die sich unter
46. Vgl. J. Reitan, MM 1928: 1-35, zur Mundart auch Larsen, Oversigt S. 96;
Christiansen, No.Dial. S. 140 ff.; Ross NB. XI 73.
47. Vgl. auch nordnorw.-westnorw. Beziehungen wie sopp und hagl, bei denen fjber-
tragung durch Verkehr unsicher ist (§ 244). — Uber einige besondere Beziehungen
zwischen dem mittleren Helg. und Nordschweden (Lappl.) s. §§ 15 (krek)
und 57 (snøypa); vgl. auch § 223, Anm. 33 (kidling).