Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 525
NORW. IM GES AMTNORD. ZUSAMMENHANG
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260. a) Die sudnorwegischen Typen mit rel. weiter Verbreitung sind
grosstenteils åltere und jiingere siidskandinavische Neuerungen: åltere
sind lemba, rone (und im Zusammenhang damit die mehr siidostlich
orientierte Spezialisierung von galt{é) auf den verschnittenen Eber),
stut, tjor und das heute mehr siidwestlich orientierte fole (mit fylja) als
Bezeichnung der zweiten Altersstufe des Pferdes (vgl. § 243), jiingere
hoppa, laupa (vgl. § 35) und patt(e). Auch einige kleinråumigere Neue-
rungen stehen mehr oder weniger deutlich im Zusammenhang mit siid-
skand. Mundarten ausserhalb Norwegens: so fenad »Kleinvieh«, das
einst von seinem siidnorw. Verbreitungsgebiet iiber Siidostnorwegen
bis Westschweden gebråuchlich gewesen sein muss (vgl. § 23, auch
§ 258), vielleicht auch das in verschiedenen Gegenden des siidlichen
Norwegens gelåufige åring »einjåhriges Pferd usw.», das ebenfalls
Entsprechungen in westschwed. Mundarten hat (vgl. § 110), ferner mit
einiger Wahrscheinlichkeit das fruher in ganz Siidnorwegen vom osti.
Ro g. bis Busk. verbreitete øyk »Stute« mit seiner Entsprechung in
jiit. øg. Dass nicht nur zwischen Siidostnorwegen und Westschwe-
den, sondern auch zwischen dem siidlichen oder siidwestlichen Nor-
wegen und Jiit land im Gefolge der seit alters lebhaften Handelsver-
bindungen3 ein sprachlicher Austausch stattfand, wird schon durch die
Laut- und Formengeographie (mit p t k>b d g, Fehlen des progressiven
j-Umlauts in Jiitl. und V-Agd.4, teilweiser Bewahrung von hv-, hj-
auch im Jiit., Mediopassiv auf -st, l.Sg.Pers.Pron. e(g), æ(g) usw.5)
erhårtet und findet auch im vorliegenden Wortmaterial durch die zwar
nicht ganz parallel gelagerten Lehnworter bzw. Lehnbedeutungen beist
»Vieh«, springa »bedecken« und manke »Måhne«6, die aber doch
deutlich auf eine direkte Verbindung vom siidwestlichen Norwegen
iiber Danemark nach Siiden hinweisen, eine Stiitze.
b) Nur selten finden wir rel. weit verbreitete siidnorw. Worter als
Reste einer einst noch grosseren Verbreitung: so das urspriinglich
gemeinnord. fole als Gattungswort (vgl. § 108) und das einst wohl
iiber das ganze nordliche Skandinavien verbreitete sugga. Die iibrigen
3. Vgl. etwa Aksel E. Christensen, Nordisk kultur 16 (1933), S. 111.
4. Vgl. B. Hesselman, Omljud och brytning i de nordiska språken (Nordiska texter
och undersokningar, utg. i Uppsala av B. Hesselman 15, Stockholm/Kopenhamn
1945), S. 71.
5. Vgl. auch die Vokalreduktion -a>-3 in Siidnorwegen, die wohl durch Einfluss
von Jiitland her wenigstens gefordert wurde (M. Sørlie, MM 1945: S. 48).
6. Vgl. dazu schon S. 251, Anm. 25.