Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 526
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ZUSAMMENFASSUNG
Relikte fruher weit verbreiteter Worter sind meist kleinråumiger und
meist mehr sudostlich oder siidwestlich orientiert: so die urspriinglich
nord- oder nordostskand. bu, Ableitungen von heil fur »die Nachgeburt
ausstossen«, auch (?) tidd, westskand. -full (vgl. § 46), sudskand. (?)
runnvér, sowie die urspr. gemeinnord. drynja und su.
D) SPRACHBEWEGUNGEN
261. Nach den verschiedenen Hinweisen, die schon im Vorangehenden
gegeben wurden, mussen wir nun versuchen, die wichtigsten Sprach-
bewegungen, die dem eben gezeichneten wortgeographischen Bild Nor-
wegens zugrunde liegen, zusammenzufassen. Der Schwierigkeiten,
die uns hier begegnen, mussen wir uns freilich bewussst sein: weil die
Grundlagen flir eine wirklich historische Wortgeographie fehlen (vgl.
§ 7), ist es nicht moglich, die verschiedenen Sprachbewegungen nach
ihrem geographischen Ausgangspunkt und vor allem nach ihrem gegen-
seitigen chronologischen Verhåltnis genau zu bestimmen. Trotzdem aber
diirfte sich aus den vorangegangenen Einzeluntersuchungen das Wesent-
liche mit hinlånglicher Sicherheit ergeben.
Die in West/Ost- und Nord/Siid-Gegensåtzen bestehende Grund-
struktur der norwegischen Sprachlandschaft låsst erwarten, dass sie
hauptsåchlich durch von Westen, Osten, Norden und Siiden ausgehende
Sprachstromungen geprågt ist. Gemass der Tatsache, dass die West/Ost-
Gegensåtze im Wortschatz wie auch in Lauten und Formen uberwiegen
(vgl. § 255), haben wirjedoch die Ausgangspunkte der sprachlichen
Neuerungen vor allem im Westen und Osten bzw. Siidosten zu suchen,
und selbst da stellen wir fest, dass die iiberwiegende Zahl der Neuerungen
von Ost-, insbesondere Siidostnorwegen ausgegangen sein muss.
a) Beginnen wir unsern (jberblick im Westen, so finden wir hier den
Ausgangspunkt frir
a) einige sehr alte, urnord. oder spåtestens wikingerzeitliche Neue-
rungen wie brækta, faks, gaula »muhen«, ryssa, saud als Gattungsname,
(3) einige etwas jiingere, etwa anord. bis spåtanord.: saud »weibliches
Schaf«, øyk als Gattungsname fiir »Pferd«, vielleicht auch greida seg,
greidast und greida f. (oder eher greidsla ?), ebenso har g. Auch kråka
»Hufstrahl« gehort wohl wenigstens noch der anord. Zeit an,