Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Side 557
VERHÅLTNIS ISL., FÅR./NORW. DIALEKTE
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gewohnl. klopp) »flache Klippe; Knuppelbriicke, Kniippelweg«, die
nach Blondals Angaben in zwei entlegenen Gegenden, das erste im
Siidosten, das zweite in den Wes tf jorden, im Gebrauch sind: obwohl
die norw. Mundarten nur brekka und klopp kennen, ist sehr stark mit der
Moglichkeit zu rechnen, dass die unassimilierten Formen durch Siedler
aus ostlichen Gegenden Norwegens mitgebracht wurden, da die Nasal-
assimilation, die etwa im 8. Jh. begonnen hatte34, wohl im 9. und viel-
leicht auch im 10. Jh. noch nicht das ganze norwegische Gebiet erfasst
hatte. Um zu sicheren Schliissen zu gelangen, musste man allerdings
das ganze Problem der Nasalassimilation im Isl., das nicht so einfach
ist wie man bisher glaubte, einer eingehenden Spezialuntersuchung
unterziehen, welche naturlich den Rahmen der vorliegenden Zusammen-
fassung sprengen wiirde. Die unassimilierten Formen verdienen aber
von unserer Fragestellung aus weiterhin unsere volle Beachtung, da sie,
wenn sich die Annahme von ostnorw. Import als richtig erwiese, das
erste Beispiel flir den Mischsprachecharakter des Isl. im Lautlichen
darstellen wurden.
Trotzdem aber bleibt die grundlegende Tatsache: Beziehungen
zwischen Island und allen Teilen Norwegens im Wortschatz / abso-
lutes Vorherrschen der isl.-westnorw. Gemeinschaft im Lautlichen.
Es liegt nun nahe, diesen Unterschied im Sinne Hægstads (vgl. § 262)
dadurch zu erklåren, dass sich bei dem im Anschluss an die Besiede-
lungsvorgånge eingetretenen Sprachausgleich das westnorw. Element
im Lautlichen rasch und sozusagen vollståndig durchgesetzt håbe,
wåhrend im Wortschatz Elemente aus anderen norw. Mundarten teil-
weise erhalten geblieben wåren, so dass die heutigen Verhåltnisse noch
unmittelbar den Sprachzustand, wie er sich bald nach der Landnahme
herausgebildet hatte, widerspiegeln wurden. Wie bereits (§ 267) bemerkt,
konnten wir im vorliegenden Teil des Wortschatzes fur keinen einzigen
Fall sprachliche Ausstrahlung von Norwegen nach Island nach der
Wikingerzeit wahrscheinlich machen, und die Tatsache, dass gerade
so wichtige, bei zentralen Begriffen eingetretene und im Mutterland weit
verbreitete Neuerungen wie buskap »Vieh«, saud »weibliches Schaf«)
stut »Stier« und øyk »Pferd« nicht mehr nach Island (und den Fåroern)
34. Vgl. Moberg, Nasalass. S. 183 ff. Moberg selbst nimmt (S. 101) an, dass isl.
brinki aus ålt. dan. und dån. dial. brinke (»Abhang, steiles hohes Ufer«) entlehnt
sei, was jedoch nach der Verbreitung wie auch nach der doch recht stark abwei-
chenden Bedeutung ganz unwahrscheinlich ist.