Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1967, Page 560
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ZUSAMMENFASSUNG
gemein gebråuchlich geworden, wåhrend sich der Gebrauch von får.
ein als unbestimmter Artikel, der seine Entsprechung im ålteren Isl.
hat47, auch unter dån. Einfluss stårker durchgesetzt haben kann48.
c) Schliesslich ist, wie Chr. Westergård-Nielsen49 gezeigt hat,
damit zu rechnen, dass wåhrend des ganzen Mittelalters bis ins 16. Jh.
hinein zahlreiche Lehnworter aus dem ostlichen und siidlichen Norden
wie auch aus dem Dt. iiberNorwegennach Island (und den Fåroern)
gelangten.
Die Beispiele brauchen hier nicht vermehrt zu werden. Sie zeigen
uns deutlich genug, wie wåhrend des ganzen Mittelalters sprachliche
Stromungen vom Mutterland aus gegen die westlichen 'Kolonien’
vorstossen, teils bis nach Island gelangen, teils aber auch schon auf
den Fåroern haltmachen oder sich doch — wie besonders an den
Formen mit analogisch getilgtem u-Umlaut deutlich wird50 — auf dem
Weg nach dem entfernteren Island (wo ausserdem das Nachleben der
alten Literatur spracherhaltend wirkt51) so stark abschwåchen, dass
sie dort nur noch voriibergehend aufgenommen werden. Auch unser
Material hat an einigen Beispielen die stårkere Beeinflussung des Får.
durch von Norwegen ausgehende Sprachbewegungen gezeigt, und
wir finden ganz entsprechend gelagerte Fålle auch im Lautlichen (vor
allem p->t-, Schwund von d nach Vokal und r sowie Affrizierung der
palatalen Verschlusslaute, die alle im Isl. fehlen).
Von diesem weiteren Gesichtspunkt aus erscheint es denn als hochst
wahrscheinlich, dass auch zahlreiche gemeinsame Lautentwicklungen,
die der Zeit nach der Besiedlung angehoren, durch Sprachbewegungen
von Norwegen nach den Inseln im Atlantik gebracht wurden, wenn
sie auch in manchen Fållen durch eine gemeinsame artikulatorische
und akzentuelle Ausgangslage gestiitzt und gefordert worden sein
mogen. Erst mit der stårkeren Zentralisierung der Verwaltung in Dåne-
mark im 16. Jh., mit der Reformation und mit der Errichtung des
dånischen Handelsmonopols auf Island 1602 bricht der Verkehr mit
47. Vgl. Bandle, Gudbrandsbiblla S. 330 f. mit weitern Hinweisen.
48. Zum Gebrauch des unbestimmten Artikels im Får. vgl. Hægstad, VNM 11,2,2:
148; W. B. Lockwood, An Introduction to modern Faroese (København 1955),
S. 109.
49. Låneordene i det 16. århundredes trykte islandske litteratur (Bibliotheca Arna-
magnæana 6, København 1946), S. LXXXVII ff.; vgl. auch Seip, Språkhist. S. 216.
50. Vgl. Widmark, U-omljudet S. 325 f.
51. Vgl. H. Kuhn, ZfMf 11 (1935): 29 f.