Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Page 35
DIE ENTWICKLUNG DER FINNISCHEN FRAU 29
werden: den Frauen sollen gleiche Rechte und Möglichkeiten
eingeráumt werden, sich eine Allgemeinbildung und Fachkennt-
nisse zu erwerben, wie den Mánnern. Fiir gleiche Arbeit soll glei-
cher Lohn bezahlt werden, ohne Riicksicht auf das Geschlecht
hes Arbeitenden. Gleiches Wahlrecht und gleiche Wáhlbarkeit
zu den politischen, kommunalen und kirchlichen Yertrauenspo-
sten wie fiir die Mánner. Dieses Programm ist durchgefiihrt wor-
den. — Der Verein hatte sich also zum Ziel gesetzt, das allgemeine
bildungsniveau der Frauen aus dem Volke zu heben, u. a. durch
Aufklárungsarbeit. Diese Bestrebungen wurden durch eine inten-
sive Wirksamkeit zwecks Durchfiihrung verschiedener Gesetz-
teformen unterstiitzt. — Kaum zehn Jahre nach der Griindung
des Finnischen Frauenvereins entstand eine zweite finnische
Frauenbewegungs-Organisation — die Union, Verband fiir die
Frauenbewegung —, deren Ziele in folgenden Punkten ihres Pro-
gramms angegeben wurden: 1) die Hebung der weiblichen Er-
ziehung und Bildung, 2) die Erweiterung des Arbeitsbereiches der
Frau, 3) die Verbesserung der Stellung der Frau in der biirger-
lichen Gesellschaft. — Neben den genannten beiden biirgerlichen
Organisationen waren noch verschiedene sozialdemokratische
Frauenverbánde tátig, die in enger Zusammenarbeit mit den Ar-
beitervereinen fiir die Erringung des Frauenwahlrechts energisch
emtraten. Ende der 189oer Jahre gab es námlich in Finnland schon
zahlreiche Frauengruppen der Arbeitervereine, Dienstmádchen-
yereine, Gewerkschaften fiir Schneiderinnen, fiir Fabrikarbeiter-
mnen usw. Alle diese Frauenorganisationen arbeiteten bereits
^áhrend der letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts in
gutem Einvernehmen miteinander, und die Zusammenarbeit wur-
he auch nach der Jahrhundertwende fortgesetzt. Als im Jahre
^99 die Arbeiterpartei Finnlands gegriindet wurde, war in die
| atteisatzungen auch die Forderung des gleichen Wahlrechts fiir
Mánner und Frauen mit aufgenommen.
Als nun im Jahre 1899 die immer strenger werdenden russi-
Sehen Unterdriickungsmassnahmen die ganze finnische Nation
aufriittelten, ergab sich als eine naturliche Folgerung, dass man
UrP so entschiedener die Erweiterung des Wahlrechtes verlangte.
Oie finnischen Frauen ergriffen nun energische Massnahmen zur
Durchfuhrung einer umfassenden Aufklárungsarbeit iiber das
ganze Land. Hauptgewicht sollte dabei auf eine Behebung des
Minderwertigkeitsgefiihls gelegt werden. Die Union hat dann
lm Jahre 1904 in Helsinki die erste grosse Versammlung zur Er-