Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Blaðsíða 40
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LE NORD
Wohnfrage fiir kinderreiche Familien; Bewilligung von Kinder-
unterstiitzungen in Krisenzeiten an kinderreiche Familien usw.
Aus dem obigen geht hervor, dass das Interesse der Frauen
an Fragen der Erziehung und der Fiirsorge immer noch im Steigen
begriffen ist. Andererseits ist zu bemerken, dass das Verhalten
der weiblichen Abgeordneten im Reichstag bei der Behandlung
lebenswichtiger Fragen des Landes — betreffend die Landesver-
teidigung, die Nationalitát und die Reformen in der Struktur
der Gesellschaft — ebenfalls stets den Interessen des Landes ent-
sprochen hat. Im Reichstag ist es ihnen gelungen, manche An-
gelegenheiten zur Durchfiihrung zu bringen, bei denen sich ohne
die solidarische Mitwirkung der Frauen die nötige Obereinstim-
mung nicht hátte erzielen lassen.
Mit der Zunahme ihrer Rechte wuchsen auch die Aufgaben
der finnischen Frau. Sie erwarb sich grössere Befugnisse, und ihre
Arbeit gestaltete sich zielbewusster sowohl in der Familie wie
in der Gesellschaft. Sie arbeitete nunmehr fiir das Wohl der All-
gemeinheit und fiir die Kultur. Es ist deshalb ganz natiirlich,
dass wáhrend des Unabhángigkeitskampfes Finnlands im Jahre
1918 auch die finnische Frau ihrer Aufgabe gewachsen war. Nach
dem Freiheitskriege entstand die grösste Frauenorganisation unse-
res Landes — die Lotta-Organisation.
Trotzdem Finnland nun seine Unabhángigkeit erlangt hatte,
war das Land immer noch von der Jahrhunderte alten Gefahr
bedroht. Man hatte Grund genug zu der Annahme, dass die Rus-
sen ihre friiheren Expansionspláne nicht aufgeben wiirden. Um
das Land Russland gegeniiber zu stabilisieren, mussten auch Wehr-
kraft und Wehrwille sowie der innere Geist des Landes gestárkt
werden. Dies setzte aber voraus, dass die wirtschaftliche Lage
aller Volksschichten sich völlig befriedigend gestaltete. Die uner-
miidliche Arbeit der finnischen Frau wáhrend der Zeit der Un-
abhángigkeit muss von diesem Gesichtspunkt aus gewiirdigt
werden.
Unter den grossen Reformen aus der Unabhángigkeits-
zeit, die auch auf die Stellung der Frau von Einfluss gewesen
sind, mag hier die umfassende Gesetzgebung iiber die Kolonisa-
tionsarbeit erwáhnt werden. Die Anzahl der grundbesitzenden
Familien, die um die Jahrhundertwende nur 120,000 betrug, ist
jetzt bis auf 550,000 gestiegen, von denen 300,000—350,000
Kleingrundbesitzer sind. Es ist ganz natiirlich, dass diese weite
Gebiete umspannende soziale Tátigkeit vor allem auf die Stel-