Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Síða 73
ISLANDISCHE MALER
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sich nie einen unverfálschteren und mehr vollgiiltigen Ausdruck
gegeben. Jón Stefánsson steht in der Malkunst — neben der Saga.«
Seither sind islándische Bilder auf vielen Ausstellungen gezeigt
worden, in Stockholm, in Oslo, in Göteborg, in Bergen und vor
allem in Kopenhagen. Infolge der Entlegenheit des Landes und
des Mangels an Organisation der islándischen Kunstproduktion
war es aber immer mit Schwierigkeit verbunden, eine Auswahl
islándischer Bilder zu sammeln, die der Bedeutung der islándi-
schen Malerei entspricht. Háufig war die Auswahl ganz zufállig.
Das war leider auch der Fall auf der reprásentativen und sonst so
vorziiglichen interskandinavischen Ausstellung in Göteborg 1939.
Obwohl die islándische Malerei noch keinen Platz in den
kunsthistorischen Werken der nordischen Völker gefunden hat,
gibt es doch schon einige Publikationen iiber einzelne Maler. Eine
kurze allgemeine Obersicht in deutscher Sprache findet man in
meiner Begleitschrift zur Wanderausstellung in Deutschland. (»Is-
lands Kultur und seine junge Malerei«, Eugen Diederichs, Jena
1928.) Poul Uttenreitter hat eine mit Reproduktionen ver-
sehene Biographie von Guðmundur Thorsteinsson (Henrik Kop-
pel, Kopenhagen 1930) und von Jón Stefánsson (Rasmus Naver,
Kopenhagen 1936) herausgegeben. Christian Rimestad hat íiber
die kunstlerische Entwicklung von Gunnlaugur Blöndal geschrie-
ben (Arthur Jensen, Kopenhagen 1938). Von Kjarval liegt eine
Mappe mit 10 Portrait-Zeichnungen islándischer Fischer und
Bauern vor, sowie ein Heft mit 23 recht zufállig ausgewáhlten
Reproduktionen seiner Werke. Das Heft enthált eine kurze Ein-
leitung in islándischer Sprache von Laxness und ist durch Ejnar
Munksgaard in Kopenhagen zu beziehen. — Eine Biographie von
Asgrímur Jónsson existiert meines Wissens nicht, obwohl er der
eigentliche Begriinder der islándischen Malerei ist.
Neben den hier genannten gibt es noch zahlreiche erwáhnens-
werte islándische Maler — unter den álteren z. B. Gumundurb
Einarsson, der in Míinchen studiert hat, die begabte Kristín Jóns-
dóttir und den kultivierten Koloristen Jón Thorleifsson; unter den
jungsten seien Engilberts, Gubnason, der konsequent abstrakt
nialt, und vor allem Skúlason erwáhnt. Es gibt auch noch
andere Talente. Aber der Zweck dieses Aufsatzes war nicht eine
erschöpfende Obersicht iiber die islándische Malerei zu geben, son-
dern nur an der Hand einiger Beispiele darauf hinzuweisen, dass
sie existiert, und dass sie qualitativ einen Vergleich mit der Ma-
lerei der anderen nordischen Völker vertrágt.