Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1941, Page 84
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LE NORD
bereits erwáhnt. Die Landwirtschaft besitzt aber auch die Mög-
lichkeit, in náchster Zukunft einen bedeutenden Beitrag zur Ver-
minderung der Arbeitslosigkeit zu leisten, wobei gleichzeitig den
ungiinstigen Verháltnissen in einigem Masse abgeholfen werden
kann, die namentlich in den letzten io—15 Jahren dazu bei-
getragen haben, einen gewissen Gegensatz zwischen Stadt und
Land zu schaffen und dadurch jene Entwicklung zu beschleunigen,
die man als die »Landflucht« der Jugendlichen bezeichnet hat.
Diese Flucht vom Lande in die Stadt lásst sich auf mehrere Um-
stánde zuruckfiihren. Die von der Regierung gefiihrte und von
allen politischen Parteien anerkannte Sozialpolitik ist vielleicht
die Hauptursache; der Unterschied in der Lebenshaltung in Stadt
und Land hat aber sicher auch eine grosse Rolle gespielt, und in
dieser Hinsicht besteht kein Zweifel, dass die Lohnpolitik der
Gewerkschaften einen grossen Einfluss ausgeiibt hat. Die Ge-
werkschaften haben nicht nur ihre gewerkschaftliche, sondern
auch ihre politische Macht ausgenutzt; sie haben eine monopo-
listische Lohnpolitik getrieben, die u. a. bewirkt hat, dass eine
bedeutende Menge Arbeit in Stadt und Land nicht ausgefiihrt
wurde, weil keine Mittel vorhanden waren, die hohen Löhne zu
zahlen; und namentlich hat diese Lohnpolitik, die sich aus ver-
schiedenen Griinden in der Landwirtschaft nicht in der gleichen
Weise anwenden liess, wie dies in der Industrie geschehen ist, dazu
beigetragen, den Unterschied in den táglichen Lebensbedingungen
auf dem Lande und in der Stadt zu vertiefen.
Auf einem Gebiet ist dieser Unterschied in den Lebensbedin-
gungen besonders in die Augen fallend, námlich hinsichtlich der
Wohnungsverháltnisse. Die Verteilung der Bautátigkeit zeigt dies
in der schlagendsten Weise. Im Jahre 1937 wurden fiir ca. 320
Mill. Kr. Bauarbeiten ausgefiihrt, darunter auch Ausbesserungen.
Von diesem Betrage entfallen 60 Mill. auf industrielle Bautátig-
keit, 220 Mill. Kr. auf Wohnungsbau in den Stádten und nur
40 Mill. Kr. oder 12^/2 % des Gesamtbetrages auf die Bautátig-
keit der Landgemeinden. Es ist sicher, dass ein bedeutender Teil
der lándlichen Bautátigkeit auf Neubauten entfállt, die nicht
direkt der Landwirtschaft zugute kommen; zahlreiche hiibsche
Wohnháuschen ohne Landwirtschaft sind, dank den verbesser-
ten Transportverháltnissen, am Rande unserer Landstrassen em-
porgeschossen. Es bleibt also nur ein kleiner Betrag fiir die Bau-
tátigkeit iibrig, welche die landwirtschaftlichen Betriebe be-
trifft, ein Betrag, der im Verháltnis zum Umsatz des landwtrt-