Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 32
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hat, und dieser Toter Hognis (ok så fromudr) ist nun selbst von
Steinen umschlossen, nachdem ihm der Grimm des Bastards ans Leben
gegangen ist. Soilten die beiden Morde, syntaktisch und stilistisch eng mit-
einander verbunden, nichts miteinander zu tun haben ? Sinnvoller erscheint
es, daB die Totung Hognis die Ursache frir die Ermordung durch den
Bastard ist, und Rache, wohl fur den Vater, vorliegt23. Hat auch das im
selben Zusammenhang stehende Epitheton Eistra dolgr etwas damit zu
tun? Das ist schon unsicherer Boden.
Ich gehe vorber zu Aun. Im Zusammenhang seiner greisenhaft-kind-
lichen Gebrechlichkeit wird er ottunga rioSr („Roter der Sippschaft", nicht
wie F. Jonsson hrjodr „Ausrotter“) genannt. Dabei kann ottungr auch
Mitglied des Geschlechtes, nicht nur Sohn bedeuten (s. Åkerlund und
Noreen). Nach der obigen Interpretationsweise wiirde Aun dieses iiber-
hohe Greisenalter deshalb erreicht haben, weil er sein Geschlecht mit Blut
gerotet, d. h. hingeopfert håbe24. Das steht der Erzåhlung Snorris von den
neun Sohnesopfern um langes Leben sehr nahe, und diese Sage wåre somit
fiir Thjodolfs Zeit gesichert25. Die Hinfalligkeit Auns ist ihrerseits Vor-
geschichte fiir den Tod durch „Auns Krankheit" (Ånasott)26, so daB
ottunga rjodr zum Thema des Gedichtes gehort: die Opfer bewirken die
ånasott, die Todesursache27.
Ubrig sind noch die Ausdriicke Ala dolgr und Jota dolgr. Ala dolgr
steht in dem SchluB-Helming, wonach Ala dolgr hochbetagt zu Uppsala
73 So auch Åkerlund zur Stelle.
34 Åkerlund verweist auf die ags. Parallele réodan magan mid méce „seinen
Sohn mit dem Schwert opfern“ (von Abrahams Opfer).
25 Dadurch ergibt sich eine andere Auffassung als die Noreens (S. 234), der
ottunga rjoSr mit austrkonungr naher verbinden will: daB Aun wahrend eines
langen Lebens alle Verwandten aus dem Weg geråumt håbe und so in eminenter
Bedeutung austrkonungr, Schrvedenkonig, geworden sei. Die ganze Opfergeschichte
schiebt er Snorri als Erfindung, bezw. gelehrte Umbildung eines alten Kronos-
Mythus zu. Wenn man aber Ernst damit macht, den Helming als geschlossene
Einheit zu betrachten, ist diese Verbindung weniger wahrscheinlich als die von mir
vorgeschlagene. —- S. Eitrem findet zudem Bestandteile des Kronos-Mythus bereits
in Thjodolfs Andeutungen fiber das Saugen des Hornes: Festskrift til H. Falk,
Oslo 1927, S. 259 f. Eitrems auf anderem Wege gewonnenes Ergebnis ist eine
Stiitze fiir das Vorhandensein der Opfersage schon zu Thjodolfs Zeit (vgl. noch
unten S. 57).
26 Wie Snorri sich das Wort zurechtlegt; im iibrigen vgl. L. Fr. Leffler, Ana-sott,
Arkiv f. nord. Fil. 3 (1886) S. 188 f.
21 Eine dem sich nahernde Interpretation hat Åkerlund S. 137.