Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 62
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und dem Ubernamen seiner Bewohner nichts wuBte, wohl aber das jiitische
Vendsyssel kannte und deshalb eine Erklarung des unverståndlichen
„Kråhe“ brauchte. Diese Geschichte ist damit fur Snorri Uberlieferungs-
gut61.
Das Stiick iiber A d i 1 s ist sehr kompliziert. Zuerst sein Tod, der
durch Thjodolf uberliefert ist. An dessen Text setzten sich verschiedene
Deutungen an. Wir haben folgendes: Thjodolf sagt: Zauber steht hinter
dem Sturz vom Pferd. HN und Snorri erwåhnen hievon nichts, bringen
den Sturz dagegen mit einem Disenopfer zusammen; HN: Adils stiirzte
vor dem Tempel der Diana, als er die Opfer an die Gotter vermied;
Snorri: Adils war beim Disenopfer und ritt sein RoB durch die Disen-
halle. Das RoB strauchelte unter ihm und fiel ... (K. 29). Schon dies sind
zwei Varianten, denn es ist nicht gesagt, daB der Ritt durch die Halle
(bei Snorri) gleichbedeutend sei mit einer Weigerung zu opfern (bei
HN). Gemeinsam konnte nur die Vorstellung eines Sakrileges als Todes-
ursache sein (wenn Snorris Fassung je so gemeint war)62. Lassen sich
die beiden Varianten mit Thjodolfs Angabe vereinbaren? Man hat dies
bejaht. Adolf Noreen spricht von einer Dis in Pferdegestalt. Adils håbe
vergebens seiner Dis geopfert; ihre Antwort sei Tod durch Ungliick nach
der Opferung63. Lars Levander geht von der Voraussetzung aus, daB eine
verlorene dritte Strophe iiber Adils den Tod in der Disenhalle gebracht håbe,
wie ihn Snorri im Prosabericht umschreibe; vitta véttr sei so viel wie dis6i.
Aber die Einwande E. Noreens05 (denen sich A. Heusler anschlieBt)66
und die Untersuchungen Åkerlunds67 machen es zumindest unstatthaft,
mit einer durchgefiihrten Dreistrophigkeit des Ynglingatals zu rechnen,
so daB jedenfalls Levanders Konstruktion dahinfållt. Aber ich glaube
auch nicht, daB A. Noreen recht hat. Vitta véttr begegnet in Van-
landis Strophe. Wenn auch dort lids grimhil dr nicht eindeutig zu klåren
01 Diese SchluBfolgerung macht die Annahme F. Jonssons, Arkiv 50, S. 190:
Vendilkraka bei Ottar sei eine Richtigstellung erst Snorris, unwahrscheinlich.
62 Disarsalr als Tempel: J. de Vries, Altg. Rel.-Gesch. 2, S. 376.
63 Adolf Noreen, Ynglingatal (1925) S. 238.
64 Lars Levander, Sagotraditioner om sveakonungen Adils, Antikvarisk tid-
skrift for Sverige (1908) 18, Nr. 3, S. 24 ff.
Cj E. Noreen, Studier i fornvastnordisk diktning 1, S. 23 ff., Uppsala Univ.
Årsskr. 1921; vgl. auch dens., Den norsk-islandska poesien (1926) S. 168.
80 A. Heusler, Deutsche Versgeschichte 1 (1925) § 395, Anm. 1; dazu ders.,
Die altgermanische Dichtung (1929) § 79.
67 Åkerlund S. 125 ff.; hier auch die iibrige Literatur.