Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 383
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Historia Norwegiae bezieht demgegeniiber (soweit sie erhal-
ten) in den religiosen Gegensatz der Zeitalter auch die Epoche der
Haraldinger ein; sie betont den politischen Kampf um das Reich haupt-
såchlich als ein Ringen zuerst innerhalb des Konigsgeschlechtes Harald
Schonhaars (um das Westland), sodann, nach Vereinigung von See- und
Oberland durch Hakon Jarl, als einen Kampf zwischen zwei rivali-
sierenden Sippen, der von Haraids Nachkommen und der der Jarle von
Lade. Demgegeniiber liegt A g r i p s Ziel und Leistung mehr im Ausbau
seines iiberlieferten Materiales zur modernen Form der konungasogur,
wofiir ihm die Quelle seines letzten Teiles ab Harald dem Harten: die
(erschlossene) Haraldingerchronik, Vorbild gewesen. Das Mittel sind
Aufschwellung und ganz besonders die Einfiigung epischer Szenen, die
aus dem miindlichen, sagamåBigen Erzåhlschatz von den Konigen stam-
men.
Die genannte erschlossene Haraldingerchronik, das Werk
eines Norvvegers nach 1172, haben Agrip und Theodricus (dieser etwas
verkiirzt) gemeinsam benutzt, jedenfalls bis zum Tod von Magnus Bar-
fuB. Ihrem freikomponierten Chronikstil gegeniiber stellen sich die Quellen
der drei Ubersichtswerke fiir die Zeit vor Harald dem Harten (zeitlich
vor 1172 liegend) von traditionell gebundenem Aufbau und Stoff dar.
Fiir Agrip und Theodricus ist es eine Olaf-Magnus-Saga, fiir
Agrip, Theodricus und Historia Norwegiae eine solche von Olaf
T ryggvissohn; beide haben selbståndig existiert und vertreten
die sog. erweiterte Grundform, deren urspriingliche Dreiteiligkeit sie
durch Vorbau einer Jugendgeschichte des Helden, durch epische Auf-
schwellung von Anfang und Ende, durch Anfiigung oder Einschub von
Lebensabrissen anderer Personen (der jiingeren Jarle, Svein Alfivasohns)
und Einfiigung eines vierten Teiles bei Olaf dem Heiligen (die Flucht)
in Richtung des Sagastiles erweitert haben. Der EinfluB kirchlicher Kreise
auf Auffassung und Form der beiden Olafssagas ist entscheidend spiirbar.
Neben den selbståndigen Olafssagas, und fiir die Zeit von Harald
Schonhaar bis zu Harald Graumantel (bezw. Hakon Jarl) allein, haben
die drei Ubersichtswerke Konigsreihen (wohl bis Magnus den Guten
reichend) benutzt, die (gleich Snorris Hauptquellen fiir seine Einleitung)
der Gattung des Konungatals angehoren, wie sie auch die erschlieB-
baren Konungaåfi Aris und Såmunds und Noregs konungatal vertreten.
Sie sind Lebensabrisse bestimmten, begrenzten Inhaltes und eines daraus