Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 41
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der Leichenbrennung des Gehångten wird diese Interpretation — trotz
Lindqvist — noch stiitzen.
Zusammen mit den eindeutigen Stellen schildert nun Thjodolf føl-
gende Begebenheiten: Tod durch den Met, Entruckung in einen Fels,
Tod durch die Mahre, Niederbrennung im Haus durch die Sohne. Sodann
folgt Agni, der also durch eine Frau, Skjalf, sein Leben durch Erhångung
verliert; Alrek und Eirik erschlagen sich gegenseitig, ebenso Yngvi und
Alf, durch eine Frau, Bera, zur Eifersucht gereizt. Diese Inhalte lassen
sich in zwei Gruppen zusammenfassen: Fjolnir, Sveigdir, Vanlandi zur
einen, Visbur, Agni und die beiden Briiderpaare zur anderen. Wåhrend
Fjolnirs Mettod noch ins Mythische hiniiberspielt, sind Sveigdirs und
Vanlandis Ende eindeutig Vorgiinge aus der Welt der Volkssage: der
offene Berg, der sich hinter dem Menschen unwiederbringlich schliefit,
und der in den jenseitigen Bereich verlockende Zwerg; ebenso das Ge-
spenst des Alpdrucks, das den Tod bringt, wenn man keinen Gegenzauber
weiB. Und dieser Gruppe stehen nun Brenna, Hangung, Erschlagung
gegeniiber, z. T. eindeutig als Sippenfehde und Sippenfrevel erscheinend:
die Sohne gegen den Vater, Bruder gegeneinander; dazu die Frau im
Mittelpunkt, einmal als die Reizerin, das andere Mal selbst die Tat voll-
und Noreen, Ynglingatal z. Stelle, nehmen Thjodolfs Skjalf als Ortsnamen und rod
als „numina": die Gottermåchte in Skjalf. Diese Moglichkeit hat Wessén, Yng-
lingatal S. 66 m. M. n. entkråftet. Loga dis faSt Schiick S. 76 ff. als „Priesterin
der ly gir", d. s. lugii des Tacitus, die Schiick auch fur den Norden nachweisen zu
konnen glaubt (vgl. auch Schiick-Warburg S. 71). Koht (norsk HT IV 6, S. 1 ff.)
schlieSt sich Schiick insofern an, als er in Loga den Gen. Piur. des Simplex zu
Hd-laugi (ablautend Aovyioi) erblickt und Loga dis als „Mådehen der Haleyger“
(haaløygernes mø) deutet, die Agni gehangt håbe (und als „Gegengabe" dazu
lafit dann Eyvind den Haleyger Godlaug umgekehrt von Schwedenkonigen gehangt
werden, ebda. S. 8, vgl. oben S. 24 ff.). Endlich erklart Schiick S. 71 ff. auch Agna
herr als Volkernamen : das Volk, Gemeinde der Ager, und das Ganze sei ein Hange-
Opfer-Ritus gewesen, im Beisein des Ager-Volkes von der Lugjer-Priesterin voll-
zogen, wobei der urspriingliche Name des geopferten Konigs bei Thjodolf mog-
lichenveise der zu einer Dublette benutzte Jorund gewesen sei. Dies letzte fallt mit
der Annahme der Echtheit von Jorunds Strophe (s. o. S. 25) und mit der der Voll-
standigkeit des Ynglingatals auch das erstere, da ja dann der Name des Konigs
iiberhaupt fehlen wurde. Wenn aber Thjodolf Skjalf als Personenname verstanden
hat, was ich mit Wessén fur sicher halte, dann bleibt fur Loga dis als Opferprieste-
rin nicht viel Platz, es sei denn, daB man Skjalf mit dieser identifizieren wolle oder
wie mit Koht eben als Haleygerin erklart. Ich muB gestehen, daB mein Vertrauen
in die Richtigkeit soleher etymologischer Interpretationen sehr gering ist.