Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 40
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als gehångt ansieht; die Anspielung auf Hagbard stiitzt dies. Doch wer
sind Loga dis und Skjalfar rodf Sicher hat Wessén recht, daB der Aus-
druck Skjalfar rod einen Personennamen enthalten muB47. Nach Wesséns
Ansieht ist dieser sekundår von dem Sippennamen Skilfinger abgeleitet,
der moglicherweise von einem Ortsnamen Skjalf herstammt48, — wohl
dann dem urspriinglichen Sitz des Geschlechtes49 — als heros eponymos ist
dann Skjalf dem mit Agni Skjalfarbondi („dem Herren zu Skjalf“) be-
ginnenden Skilfingen-Stammbaum vorangestellt worden50. So verstanden,
mag Thjodolf in Skjalf die (schon irdisch gewordene) Ahnfrau gesehen
haben, was spater noch Stiitze durch Snorris Auffassung erhalten wird
(s. bes. u. S. 48). Dann ist Skjalfar rod auf die Hångung Agnis zu be-
ziehen: diese ist das Ergebnis von Skjalfs „Tat“ (rod nach Wesséns
Deutung). Dabei ist es nicht notwendig, Loga dis mit Skjalf zu identi-
fizieren oder mitteis gewaltsamer Interpretation von dis als „Schwester“
des in Snorris Bericht genannten Logi zu erklåren. Auch Snorri ist Logi
als Personifikation des Feuers bekannt (Gylfaginning K. 45 u. 46), und
es ist denkbar, daB das Ynglingatal mit dem 2. Helming der Strophe die
Einåscherung meint, nachdem Agni gehångt war: „als den Edeling mit
Goldring die Flammengottin in die Lufte hob“. Die ganze Strophe besagt
dann, daB dem Heer Agnis die Tat Skjalfs mit Trauer zum BewuBtsein
kam, als bei der Totenfeier die Flamme den Konig entfiihrte, der Hag-
bards kalten Hengst (den Galgen) hatte reiten miissen31. Snorris Angabe
41 Elias Wessén, Studier till Sveriges hedna mytologi och fornhistoria, Uppsala
Universitets Årsskrift 1924, S. 54.
48 Doch dies (von welchem Skjalf die Skilfinger herstammten) „wissen wir
nicht, und sicher wufite man das ebensovvenig im 9. Jh. in Norwegen" Wessén,
Ynglingatal S. 66. Vgl. hiezu auch Jan de Vries, Altgerman. Religionsgeschichte 2
(1937) S. 194.
4‘ Dies auch bei Schuck, Ynglingatal 1, S. 49, und Lindqvist, Uppsala hogar
S. 317. Vgl. noch A. Heusler, Ynglingar, Hoops Reallex. 4, S. 574.
50 Wessén, Studier a. a. O. — Fr. R. Schroders allzu kuhnen Konstruktionen
eines urtumlichen Wachstumsmythus hinter Skjalf kann ich nicht recht Gefolgschaft
leisten, s. Skadi und die Gotter Skandinaviens (Tubingen 1941) S. 153 ff. Wieder
anders ist Lindqvists Auffassung, der in Skjalf und Loga dis die Personifikationen
des Feuers sieht: Agni von der Flamme des Leichenbrandes zu Odin emporgehoben
(Hagbards Hengst sei eine Erklårung Thjodolfs, der den alten Sinn nicht mehr
håbe verstehen konnen), Fornvånnen 1921, S. 138 ff.
51 Das ist also eine Annaherung an Lindqvist. — Ganz andere Wege der Er-
klarung gehen Schuck, Halvdan Koht und Noreen. Schuck, Ynglingatal 2, S. 75 ff.,