Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 88
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DIE NORWEGISCHEN YNGLINGER
Im norwegischen Teil der Ynglingasaga sind drei Gruppen von An-
gaben zu unterscheiden: Tod und Begråbnisort, wofur Thjodolf vorliegt;
sodann einige Episoden, die z. T. auch in der HN belegt werden; endlich
die politische Entwicklung, die, von Einzelheiten abgesehen, mit dem
Thattr iibereinstimmt. In diesem Teil ist das Ynglingatal ja ganz streng
in der Beschrånkung seiner Angaben allein auf das Todesthema, und so
ist mit groBer Vorsicht zu rekonstruieren, was zum sonstigen Wissen
jener Zeit oder der Stufe zwischen Thjodolf und den erhaltenen Auf-
zeichnungen gehort haben kann.
Keine Todesursachen werden von Thjodolf bei den beiden Halfdan
genannt; beide Male spricht Snorri von Todeskrankheit (hann vard
sottdaudr, K. 44 u. 47), was von HN nicht gedeckt wird, dagegen vom
Thattr in beiden Fallen (hann vard sottdaudr). Falis diese Angabe nicht
begleitende Tradition zu Thjodolf war, so wurde sie spåtestens auf der
fur Thattr und Snorri gemeinsamen Vorstufe aus Thjodolfs Worten
herausentwickelt, ist also fiir Snorri auf jeden Fali Uberlieferung. Snorris
Angabe bei Halfdan WeiBbein: hann vard gamall madr entspricht pro-
vectus aetate der HN und geht deshalb ebenfalls auf åltere Uberlieferung
zuriick, die theoretisch bis zu Thjodolf reichen kann. Fiir den Todesort
des ersten Halfdan stimmen alle vier Berichte iiberein: Toten; auf diese
Angabe beschrånkt sich die HN, wåhrend Snorri, Thjodolf folgend, die
Beisetzung in Skiringssal geschehen låBt. Uber Skereid sind sich die moder-
nen Ausleger uneinig; Åkerlund und andere mit ihm schlieflen sich Snorris
Auffassung als Ortsnamen an152. Die Moglichkeit besteht, daB Snorri
Skereid in diesem Sinn (schon von Thjodolf her) uberliefert bekam. Der
Thattr dagegen låBt Halfdan in Hedmark eingehiigelt werden. Dem
weiche aber auch ganz von H. Schiick ab, der gemåB seiner Theorie von Verlusten
eine Strophe Thjodolfs rekonstruiert, worin ein Ausdruck *eldisolginn von Ari (und
damit der HN) als „vom Alter verzehrt", von Snorri dagegen unrichtig als „vom
Feuer verzehrt" verstanden worden ware, wozu Snorri Hungersnot und Opfer nach
der Domaldi-Sage und einer Fabel vom danischen Konig Olaf Hunger konstruiert
hatte (Ynglingatal 1, S. 46 f.). Eine Stiitze ist Schiick die nach seiner Meinung auf
Ari fuBende Angabe des Thattr iiber Olaf: var hann par konungr til elli. Ich glaube
demgegenuber an Uberlieferung, wenn man natiirlich auch nicht weiter als bis zu
Vermutungen gelangen kann.
152 Åkerlund S. 112 f.