Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 369
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schaften, welchem nach Haraids Tod der ZusammenstoB folgt. Aber
wahrend Erich mit der Unterwerfung Viks beschåftigt ist, gescbieht
Hakons Eingreifen von England aus in Drontheim, womit sich die Ein-
setzung Gudrods und Tryggvis im Osten verbindet und im Westland
darauf die Entscheidung gegen Erich fållt — es ist ganz Norwegen,
das so ståndig vor Augen erscheint. Die Parallelitat zwischen Hakon
und Erich ist an sich bereits Uberlieferung. Wie nunmehr die Jarlslinie
von Snorri eingeflochten wird, ist oben (S. 363) beschrieben. Das ergibt
eine neue Mehrschichtigkeit des Ablaufs, wo in der Folge bald das eine,
bald das andere Gegensatzpaar in den Vordergrund tritt: erst Hakon
und die Briider, dann diese und die beiden Jarle Sigurd und Hakon,
weiter dessen Verbindung mit Danemark; unmittelbar darnach treten
die beiden Ostlandskonige wieder auf und verbinden sich mit dem Jarl,
wahrend dessen die Erichssohne im Hintergrund stehen, bis sie zum Schlag
gegen die Vettern ausholen und dieser Gegensatz dominiert, der zum
AnschluB von Haraids des Grenlånders Jugend fiihrt. Diese Parallelitat
der Handlungsstrange ist durch deren Einschub in den AbriB der Erichs-
sohne erreicht, zwischen deren Antritt in Norwegen (S. 19, 12) und dem
summarischen Bericht ihrer Regierung (S. 23, 17—24, 2). An ihn schlieBt
iiberlieferungsgemåB das Ende der Haraldinger an; mitten dazwischen
aber, nach Sigurds und Erlings Fali, berichtet Snorri aus der anderen
Gruppe von Hakon Jarl und seiner Begegnung mit Harald dem Gren-
lander, die zum Anschlag gegen Harald Erichssohn und dessen Tod
fiihrt, also zum SchluBstiick der Haraldingerreihe.
Die Einsetzung Hakon Jarls in Norwegen und seine ersten Regie-
rungsjahre mit ihren Kåmpfen gegen die Gunnhildsohne — der Haupt-
strang der Reichsgeschichte — werden von der parallelen Einsetzung
und dem Verhalten Haraids des Grenlånders begleitet. Diese Doppelheit
der Geschehnisse setzt sich fort, nur jetzt umgekehrt, indem die Dar-
stellung der Nebenlinie, Haraids, gemåB dem Thema dominiert, und
die des gleichzeitigen Reichsherrschers, Hakons (die Jomswikingerschlacht
S. 30, 1—2) und Olaf Tryggvissohns nur zur Begleitung wird.
Dies ist also die besondere und neue Art des Aufbaus einer norwe-
gischen Konigsgeschichte, wodurch jene kunstvolle Form einer Gleich-
zeitigkeit und engen Verflochtenheit mehrerer Handlungsablåufe ent-
steht, die Snorri in der Hkr. noch weiter entwickeln wird (und die im
Hauptteil seiner Olafssaga bereits einen Hohepunkt erreicht hat), die
man am treffendsten mit dem Namen „Geschehnisnetz“ bezeichnet. Auch