Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 102
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weniger und z. T. anderes enthalten. Und von ihr hat der Bearbeiter nur
das mitgenommen, was unmittelbare Beziehung zum Todesthema hat.
Die vom Gedicht abweichenden Stucke der HN konnen dabei auf einer
Zwischenstufe zwischen dem Verf asser des Prosaberichtes und der HN
eingedrungen sein, wo man das Gedicht nicht mehr kannte (da ja der
Text nun unabhångig von ihm war). Das Eindringen soleher Varianten
deutet auf miindliche Stufe. Vor jener Zusammenstellung war die Be-
gleitprosa unter sich nicht verbunden, sondern nur mit ihren Strophen
verkniipft; die uberlieferungsarmen Fursten (wie Domar, Dyggvi, Alrek,
Yngvar) hatten wohl gar keine neben sich. Die Variierung zu Snorris
Uberlieferung deutet ebenfalls auf Miindlichkeit vor der Entstehung des
Prosaberichtes169. Die gemeinsame Stufe mit Snorri liegt somit vor der
Entstehung des Berichtes und bestand nur in einzelner Begleitprosa, nicht
im Ganzen einer Saga170.
Weitere Aufschliisse iiber die Entstehung der Ynglingerreihe der HN
ergeben die Beobachtungen, was HN sonst mehr als Thjodolf hat. Das
sind — natiirlich — die Namen der drei ersten gottlichen Ahnen: Ingui,
Neorth, Froy; wichtig ist die Benennung Inguis als ersten Schweden-
konig. Die nåchsten zusatzlichen Angaben sind: Olaf Baumfallers lange
und friedliche Regierung in Schweden und Halfdan WeiBbeins Uber-
siedlung nach Norwegen; ebenso die letzte Notiz, daB Halfdan der
Schwarze regnum ... item in montanis obtinuit. Das alles hat nichts
mit dem Todesthema zu tun; es umreiBt ein weiteres Gebiet: den
Herrschaftsbereich der Konige, und zwar beim ersten der Reihe, dann
beim Ende der Schwedenreihe und der Ankniipfung der norwegischen,
wie beim letzten, Halfdan. Die Einfiigung der Tunni-Episode gemåfi
M® Auf die fragwiirdige Hypothese Lindqvists (Uppsala hogar S. 270, vgl. S.
273), daB Thorgeir Afradskoll, der in Drontheim um 995 laut Snorri gelebt
hat, der Verfasser der prosaischen (Iateinischen) Ynglingerchronik gewesen sei,
aus der Aris Stammtafel und HN geflossen seien, will ich hier nur hinweisen.
Auch P. A. Munchs Ansicht in Annaler 1850, S. 306 ff., von einer Teilung der
Ynglingertradition in einen islåndischen Zweig der Vorfahren Aris (den dessen
Stammtafel repråsentiere) und einen norwegischen der Vestfoldkonige vielleicht
schon vor Thjodolfs Gedicht, sei hier erwåhnt. Auch S. Bugge meint Aarbb. 1873,
S. 17, daB Ari des Gedicht Thjodolfs nicht gekannt håbe (wegen Vendilkrdka bei
Egil). — K. A. Eckhardts Stammbaum in Ingwi und die Ingweonen S. 10 ff., vgl.
S. 17, ist entsprechend zu andern.
1,0 Auch dieses Ergebnis macht es unwahrscheinlich, daB Ynglingaåfi von Ari
oder Samund vorgelegen hatten (s. o. S. 42).