Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 111
109
Jorund; das gleiche ist bei Ottars letztem Kampf der Fail. Der Wille
des Schwedenvolkes macht Auns letztes Opfer zu nichte; der einfallende
Seekonig Sol vi muB elf Tage lang erst noch erbittert mit dem Schweden-
volk selbst kampfen, ehe es sich seinem Konigsanspruch beugt; zuletzt
emport es sich gleichwohl gegen ihn und stiirzt ihn. Diese Verbreiterung
des Geschehnisraumes von den Konigen auf das Volk ist wiederum ein
Ergebnis aus Uberlieferung (man denke an Thjodolfs Volkernamen
(°- S. 34), Auns Mythus und die Skjoldungasaga) und Snorris Aus-
weitung (bei Domaldi, Jorund, Ottar, vielleicht bei Eystein); letztere
gerade macht den Einbezug des Volkes erst zu einem wesentlichen und
wiederkeh renden Faktor der Begeben'neiten. Kulturwandel deutet sich
an: bei Dyggve durch die Einfiihrung des Konigsnamens, bei Alf und
Yngvi durch die nun håufige Erdbestattung, bei Hugleik durch die Er-
Wahnung fahrender Leute am Herrscherhof — der Ubergang zu den
Uberseekonigen wird so von Snorri als eine neue Stufe unterstrichen.
Diese Uberseegruppe endet schon seit Thjodolf mit Onund, und bin-
nenlandisches Geschehen setzt ein. Snorris Einbau der Siedlungsarbeit
Onunds und Olaf Baumfållers wie die Schilderung der Kleinkonige und
ihres Lebens in Schweden ist ebenfalls nachdruckliche Unterstreichung
emer neuen Epoche. Mit der epischen Motivik der Ingjaldssaga, die Snorri
°ffenbar in ihrem vollen Umfang mitteilt, beginnen die Begebenheiten
auch auf einer ganz anderen Ebene, die an den vorstaatlichen Bereich
der ersten Stufe: an Visbur, Agni und die beiden Briiderpaare erinnert. Aber
zugleich enthålt sie ein Mehr als diese: die Vielheit einer kleinråumigen
Stammeswelt mit Konigen, Hauptlingen, mit Heerscharen und Volk, das
zuletzt, nach Ingjalds Fail, aktiv eingreift. Und das epische Geschehen
nut Zauber, Geliibden, triigerischer Einladung, listiger Trunkenmachung,
Brenna und Uberfallen wird von einem politischen Tenor durchzogen,
hinter dem bewufites und willentliches Konigsein, der Drang zu Macht und
Herrschaft wie in der zweiten Stufe steckt, nur eben in kleinerem Rahmen.
Es ist das Wachsen des Uppsalagaues zur Beherrschung des iibrigen
Schvvedens, des eigentlichen der vier Gaue um den Malar, aber auch des
Weberen, indem Nårike und Vestergotland Ingjald untertan werden. Als
niehr denn bloBe Verwandtenhilfe erscheint dadurch auch Hognis Unter-
stutzung Granmars: es ist der Versuch Ostergotlands, die drohende Um-
klammerung durch Ingjalds Reich abzuwehren. Und konsequent ist die
Vermahlung von Asa Ingjaldstochter mit Gudrod von Schonen, sowie
dessen und seines Bruders Half dans Beseitigung durch Asas Ranke: so