Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 130
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Ergebnis ist: Theodricus sieht die Originalitåt seiner Leistung darin,
daB er als erster islandische Uberlieferung iiber Norwegens Geschichte
aufzeichnet, ein Unternehmen, das er als ein selbstverståndliches Gebot
nationaler Bildung ansieht. Diese islandische Uberlieferung gilt als be-
sonders zuverlåssig, hat aber den Mangel der Miindlichkeit, und wo ihm
daher schriftliche Denkmaler andere Ergebnisse darbieten, folgt er diesen,
was er zweimal ausdriicklich tut. Jedoch ist zu beachten, daB diese Denk-
måler, die die islandische Uberlieferung in Th.s Augen ausstechen, beide-
male lateinische Schriften sind. Beobachtungen auf S. 245 legen die
Annahme nahe, daB norrone Schriftquellen fiir Th. nicht dasselbe Ge-
wicht gegeniiber der islandischen Uberlieferung zu besitzen scheinen.
b. DIE QUELLENANGABE DER HISTORIA NORWEGIAE
Weniger aufschluBreich als Theodricus sind die Quellenangaben im
Prolog der HN. Bei der Nennung der Dreifåltigkeit der Aufgabe: situm
latissimae regionis circumquaque describere ejusque rectorum genealogiam
retexere et adventum christianitatis simul et paganismi fugam ac utriusque
statum exponere, setzt der Verfasser hinzu: Quod negotium — nimio su-
dore plenum, florente mente excogitatum meaeque imperitiae injunctum, sed
hucusque latino eloquio intentatum — usw. (S. 71). Trotz der ihm be-
wuBten Schwierigkeit iibernimmt er die Ausfiihrung: nostris amrniniculis
fretus (S. 72). Gegen Lob und Tadel verwahrt er sich: cum nihil a me
de vetustatis serie novum vel inauditum assumpserim, sed in omnibus
seniorum assertiones secutus. Nur Stoff aus der Gegenwart geht auf
seine eigene Rechnung: Si quid vero nostris temporibus memoria dignum
accidisse repperi, hoc ipsum (oder ipse?) addidi, quoniam multorum
magnificentias cum suis auctoribus ob scriptorum inopium a memoria
modernorum quotidie elabi perspexi (S. 72).
Der letzte Satz spiegelt ein gleiches VerantwortungsbewuBtsein wie
Nordal S. 28; Indrebo, Edda 17, S. 24; Johnsen S. 16, vgl. auch S. 64 ff. So kann
man auf die gezwungenen Erklarungsversuche Gjessings von scriptorum auctoritas
als „gleichzeitige annalistische Aufzeichnungen" (Fremvext 2, S. 53), F. Jonssons
als „nichtnordische" (Lit. Hist. 2, S. 593; Aarbb. 1928, S. 263) ruhig verzichten.
Auch braucht nicht mit ASalbjarnarson S. 6 gefolgert zu werden, daB der Catalogus
wegen Ths. Worte iiber seine Quellen keine Schrift, sondern nur ein Verzeichnis
gewesen sein konne.