Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 104
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bei Halfdan WeiBbein, Eystein, Gudrod Jagdkonig und Olaf Geirstadalf.
Die Gewinnung von Romerike und Hedmark durch Halfdan anzu-
fiihren, ist notwendig, weil gerade dieser Besitz bei den Sohnen erwåhnt
werden muB. Und wenn es am Ende des Thattr heiBt, daB Olaf (nur)
Grenland und Vestfold und der Bruder Agder besitzt, wåhrend man
vorher von Solor, Romerike und Hedmark gehort hat, so muB diese
Veranderung erklårt werden. Das geschieht mitteis Aufziihlung der
Angriffe auf Olafs Land durch die Nachbarkonige (wobei nun um
der Vollståndigkeit willen Gewinn und Verlust auch von Vingulmark zu
berichten ist), und durch die Riickkehr Asas nach Agder. Dagegen entsteht
eine Liicke in der Darstellung, indem Rognvalds Beschrånkung allein auf
Grenland durch die vermutete Auslassung der Reichsteilung zwischen
Olaf und Halfdan nicht erklart wird; wo ist Vestfold hingekommen?
Die Zusåtze gegeniiber den Sachangaben der HN lassen sich demnach
als organische Entwicklung verstehen; sie bringen jedoch in die Ahnen-
tafel ein neues Moment hinein: die historisch-politische Bewegung, die
einen Schritt von der Aufzåhlung zur Geschichtsschreibung bedeutet. —
Ein weiteres Plus ist eine bei Halfdan dem Milden und Olaf Geirstadalf
auftretende Charakterisierung der Personlichkeit des Herrschers, und end-
lich, ganz konsequent durchgefiihrt: die Nennung der Gattinnen und ihrer
Abstammung, wobei ein Blick auf deren Vater und Reich fallen kann.
Diese beiden letzten Zufiigungen halten sich wieder im Rahmen der
Ahnentafel. So kann man zusammenfassend urteilen: Im Prinzip weist
der Thattr noch das gleiche Aufbauschema wie die HN auf, nur reicher
entfaltet, das eine Pråsentation von Ahnen bedeutet. Man kann seine Be-
standteile in zwei Gruppen zusammenfassen: Name, Beiname, Abstam-
mung, Gattin, Reich und Charakter in die eine: die eigentliche Vorstellung
der Person des Ahnen; Tod und Bestattung als die kultische Seite der
Ahnenverehrung in die andere. Diese Zweiteilung darf wegen ihrer dop-
pelten Bezeugung in der HN wie im Thattr als Uberlieferung angesehen
werden, obgleich sie der Thattr mit seiner politischen Linie bereits iiber-
schreitet. Sie bedeutet eine andere Art gegeniiber dem LangfeSgatal
Thjodolfs, das nur die zweite Gruppe enthalt: das Todesthema.
Von dieser festen, beschrånkenden Form fållt nochmals ein Licht auf
die vermuteten Kiirzungen der HN und des Thattrs: Weggelassen ist
das nicht zu dieser zweiteiligen Inhaltsauslese Gehorige, vor allem die
Vorgeschichten der Fabeln, die fur die Begleitprosa zu erschlieBen waren.
Der knappere Stoff gegeniiber dieser stellt also eine bewuBte Auswahl