Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 377
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den Erichssohnen vorbereitet, die notwendigerweise eine solche um Nor-
wegen, mindestens das Westland, sein vvird. So sieht Snorri sich die
Wurzeln jener groBen innenpolitischen Linie seiner Olafssaga bereits
sehr fruhzeitig anbahnen, und wenn er der Meinung ist, daf?> Hakon
von vorneherein dabei auf Hilfe (und damit die eigene Unterwerfung)
von Seiten Danemarks gerechnet håbe, so låBt er damit auch diese Linie
friih und untrennbar mit der Jarlslinie beginnen. Als Ursachen fur das
Handeln des Jarls kann man einmal notwendige Selbstverteidigung
gegen den Machtwillen des Reichskonigs betrachten, sodann den Wunsch
nach vollgultiger Rache fur den Vater, gleichwie an Grjotgard, und
vielleicht auch, daB Hakon sich als ein Erbe nicht nur Sigurds, sondern
auch des Thronder Reichskonigs Hakon fiihlt, dessen Namen er tragt
(S. 19, 3), so daB die Einflechtung dieser Taufepisode ihren tieferen
Grund hatte. Jedenfalls, Snorri fiihrt die Faden weit zuriick in der
Zeit bis zu den ersten Konflikten und låBt sie hier bereits im Keime
vorhanden sein, aus dem Zwielicht politischer und menschlicher Veran-
lassungen geboren. Die Unterwerfung unter dånische Oberherrschaft ist
also schon mit dem ersten Kampf zwischen Jarlen und Haraldingern
besiegelt, und dieser ZusammenstoB selbst ist wieder eine Folge des Neben-
einanders von selbstmachtigem Reichskonigtum und volksgebundenem
Gaukonigtum, ein Nebeneinander, das seine Keime bereits in der Auf-
erziehung der Konigssohne Haraids in den Heimatgauen der Mutter
hat — bis zu den Anfangen des Reiches also zuriick, und wohl auch
nach Snorris stillschweigender Auffassung durch die Mutter an den vor-
haraldischen Uberlieferungen der (verschwundenen) reguli ankniipfend.
Das ist Snorris Sicht und seine Meisterschaft, Geschehnisse und ihre
Ablaufe in ihrer gegenseitigen Abhångigkeit und Gleichzeitigkeit und in
ihren åltesten Anfangen zu beobachten und darzustellen. Dieses Ver-
knupfen und Zuriickfiihren ist das Neue, das er seinen Vorgångern
gegeniiber hat — neben dem weit reicheren politischen Stoff und der
besonderen Art des Aufbaus — und daraus entsteht ein Bild, das Nor-
wegen in seiner Vielgestaltigkeit schaubar werden låBt; es sind nicht
mehr bloB der Kdnig und sein Volk, rex und Norwegenses schlechthin;
es sind nunmehr Thronder, Viker, Oberlånder, Westlånder mit ihren
Herren und Konigen, mit dem Reichskonig iiber und meistens neben
ihnen, dem Jarlsgeschlecht als dem gefahrlichsten Rivalen, und das heiBt:
daB hier zum ersten Mal die Stamme und Landschaften Norwegens als
politische Kråfte sichtbar werden und das groBe Spiel um die Vielheit