Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 221
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(wenn auch im Umfang verschiedene) summarische Berichte. Daran
fiigen die Acta die zur Flucht fiihrenden Grunde: tribulationes multas
et malas seiner Volker, bis sich Olaf ihrer Menge nicht mehr erwehren
konnte und nach RuBland ging (S. 130). Diese Begrvindung in den
innenpolitischen Ereignissen stimmt nun nicht so sehr zu Th. (s. o. S.
207), dafiir in der Sache zum Agrip, wonach Olaf wegen des allgemeinen
Abfalles des Adels (26, 5—6) das Land verliiBt, und hat einen besonders
nahen Anklang in dem Satz des summarischen Berichtes: ok bar ]>6 mej/
mikilli ohcegf), pvt at margir leitopo å innan lands ok utan (24, 1). Auch
die Acta erwahnen demnach nichts von einem Waffengang mit Knut.
Zur Gemeinsamkeit in Anschauung und Stil kommt also auch eine solche
in den Inhaltsgruppen, wobei die Acta deutlich eine Vierteilung auf-
weisen: Taufe, Regierungsweise, Vertreibung und Martyrium; Beginn
und Ende, d. i. Taufe und Martyrium (von der Flucht nach RuBland
an), erziihlen pragmatische Geschehnisse, wåhrend die Mittelteile nur
summarisch umreiBen. Das ist ebenfalls Gleichlauf mit Th. (und Agr.).
Dieser enthalt damit Stiicke, die sich nun als von deutlich aus geist-
licher Sphåre stammendem Gepråge erweisen: das Interesse an Olafs
Taufe, die Beschrånkung der Regierungståtigkeit allein auf das, was der
Kirche bedeutsam erscheint: Mission und (christliche) Gesetzgebung,
endlich die Vertreibung des Unschuldigen durch (sittlich schlechte)
Feinde und deren gottlose Erhebung gegen den heiligen und glorreichen
Martyrer. Das Agr. stimmt mit diesem Interesse und Aufbau (mit Aus-
nahme der Gesetzgebung) iiberein; an zwei Stellen zeigt es Parallelen zu
den Acta (die z. T. zur norwegischen Legende noch deutlicher sind, s. o.
S. 209, Anm. 231), wo sie bei Th. fehlen: in der Flucht vor dem eigenen
Volk und in dem Aufstand wegen derMissionierung. EngeZusammenhånge
von Th.259 auf der einen und Agr.260 auf der anderen Seite mit der
Olafslegende muB man also annehmen. Nun erinnert man sich, daB
gleiches Interesse und gleicher Ton auch bei Olaf Tryggvissohn begegnet
sind. Fur HN und Agr. bilden die Taufe und ihre Wunder den Hohe-
Skard meint S. 125, Th. håbe fur seine hagiographischen Teile Storms
Translatio Sancti Olavi benutzt, die aber, nach Th.s Worten (S. 43) mehr als nur
eine translatio gewesen sei und auch miracula enthalten håbe, wahrscheinlich doch
'vohl eine wirkliche Vita, etwa kurz nach Olafs Tod verfaBt.
260 Der geistlich gebildete Agr.-Verfasser aus Nidaros håbe zweifellos die Olafs-
Legende von der jåhrlichen Verlesung in der Olafs-Messe im Ohr gehabt, jedoch
nicht am Schreibtisch neben sich: Indrebo, Edda 17, S. 55.