Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 166
164
eine Variante, die selbståndig neben Th. und HN steht; schon allein die
Anschaulichkeit der Erzåhlung des Agr. spricht fur ein selbståndiges
Schopfen aus lebendiger Uberlieferung, nicht fur sekundåres Zusam-
menstiickeln131. Alle drei Denkmåler zeigen dann eine Variantenbildung
in der Art des Geschosses: Pfeil (Th., Agr.) oder Lanze (HN); die
Verwundung im Arm durch einen Burschen (HN, Agr.) konnte Th.
ausgelassen haben, das Geriicht von der Anstiftung durch Gunnhild
(Th., Agr.) dagegen HN, die statt dessen eine erbauliche Betrachtung
ankniipft, zu vermuten aus der Wortgleichheit des Wurfes: lét fara ...;
es kann natiirlich aber auch auf einer Variante beruhen, die nichts von
Gunnhilds Mitwirken weiB. So bekåme man einen gemeinsamen Ausgang
fur alle drei Denkmåler, den das Agr. am vollståndigsten erhalten håtte,
allerdings zugleich mit epischer Ausweitung (s. u. S. 339 ff.)132. Schon der
Umstand, daB Th. wie ein Auszug sowohl aus HN (s. o. S. 142) wie
aus Agr. wirkt, erweist, daB keine direkte gegenseitige Entlehnung, son-
dern nur eine zuriickliegende gemeinsame Vorstufe vorhanden sein kann.
— Den Tod Hakons hat Agr. mit HN gemeinsam, gleich im Inhalt,
ausfuhrlicher in der Darstellung; dum ad villam—mortuus est (S. 107)
entspricht Agr. 6, 13—14 u. 18 (andapisk d Hokonarhello). Zusåtzlich
bringt Agr. noch die Einhugelung (6, 18). Dieser Befund spricht fur
eine gemeinsame Grundlage133, die Agr., einschliefllich der Nennung der
Mutter und der Einhugelung, genauer wiedergeben diirfte, wåhrend HN
kiirzt und erklårt (nåmlich den Ortsnamen Hakonar hella)13i. Wenn
131 Fur matsveinn Agr.s nimmt Indrebo, Edda 17, S. 53, miindliche Tradition
an. Aber diese hat dann natiirlich den ganzen Tod Hakons erzahlt! Das gleiche
gilt fiir Berntsens Feststellung (Fra sagn S. 39), daB der Ruf des Burschen im Agr.
original sei.
133 Dies Ergebnis deckt sich mit F. Jonssons Annahme, Aarbb. 1928, S. 271,
daB Th.s Darstellung ein kurzer Auszug aus einem åhnlichen Text wie dem
Agr.s sei.
133 So auch F. Jonsson, Aarbb. 1928, S. 284.
134 Warum ASalbjarnarson S. 12 hier plotzlich von seiner Auffassung gemein-
samer schriftlicher Vorlage abspringt zugunsten gemeinsamer Tradition (wie ich
sie also annehme), bleibt unklar. Warum Agr. hier nicht einer verlorenen Spezial-
saga von Hakon zu folgen braucht (ASalbjarnarson ebda.) wird sich spater zeigen.
ASalbjarnarsons weitere Auffassung, die von HN sonst abweichenden Ziige des
Agr. ebenfalls auf eine verlorene Hakon-Saga zuriickzufiihren (ebda.) — also
Mischung aus zwei schriftlichen Vorlagen — kommt mir demgegeniiber zu kiinstlich
vor, zumal er das Verhaltnis zu Th. nicht beachtet. K. Maurer zieht aus der Be-
trachtung der Gleichheiten und Verschiedenheiten in den Berichten iiber Hakon