Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 38
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Tod und Grabstatte zu tun hat, und wenn ein Furst sanft und friedlich
entschlafen ist, erzåhlt man eben nur, daB er gestorben sei. Trotzdem
darf man, trotz aller von Åkerlund festgestellten Einheit des ganzen Ge-
dichtes, nicht unbedingt folgern, daB auch die schwedischen Teile des
Ynglingatals mit derselben Strenge gestaltet sein miiBten. Denn fiir die
eigene norwegische Linie war Thjodolf doch wohl der erste, der Stoff
aus miindlichem Wissen zu gebundener Form gepragt hat, aber fiir die
Schwedenreihe, mindestens vor Ingjald, lag schon eine Auswahl von Stoff
vor, mehr oder weniger begrenzt und mehr oder weniger in fester Prågung,
sei es von Merkvers-Reihen oder entwickelterer Gestalt38, und hier konnte
natiirlich die eine oder andere Tatsache bereits eine prågnante For-
mulierung gefunden haben39, die Thjodolf aufzunehmen, auch gegen das
eigentliche Thema, nicht widerstehen konnte. Deshalb muB man bei der
vorsichtigeren Moglichkeit: Todesursache und GroBtat, fiir die åltere
Schwedenreihe stehen bleiben.
Heraushebt sich nun aus all dem der Sachverhalt, daB den Uberseekoni-
gen von Domaldi bis Onund ab Ingjald Fiirsten folgen, die man dem-
gegeniiber als Binnenkonige bezeichnen mochte, indem bei diesen nichts in
Richtung auf Volkergeschehen angedeutet wird; jedenfalls Månner, die
alle keinen Schlachtentod sterben. Das einzige Geschehnis, das auBer
Olaf Baumfållers Auswanderung berichtet wird, ist die Ermordung
Gudrods durch Asas Diener. Es ist hier noch nicht zu behandeln, was an
Wissens-Inhalten hinter den Worten Thjodolfs steckt; auch wTenn man
von dem absieht, daB man aus Snorris Bericht Asa als Gattin Gudrods
und Råcherin des Vaters kennt, ist es deutlich genug, daB es sich bei dem
Anschlag dieser Frau um Vorstaatlich-Sippisches, eine Rache, dreht.
Das schlågt eine Briicke zu jenen Begebenheiten, die fiir die Ynglinger
vor Domaldi und von Agni bis Yngvi erkennbar werden. Zuvor ist einiges
zu besprechen, wo Unklarheiten iiber Thjodolfs Worte bestehen konnen.
33 DaB Thjodolf Merkversreihen oder genealogische Gedichte, wenigstens fur
die Schwedenreihe vorgefunden hat, ist die iibereinstimmende Meinung der Literar-
historiker, wenn sie auch sonst voneinander abweichen, s. Finnur Jonsson, Litt.
Hist. i2, S. 439; A. Heusler, Altgermanische Dichtung (1929) S. 90; Schiick-War-
burg S. 66 u. ff.; Jan de Vries, Altnord. Lit. 1 (Bln. u. Lpz. 1941) S. 99 f.; vgl.
auch Jon Helgason, Norrøn Literaturhistorie (Kbhn. 1934) § 93. Die Ubernahme
von Ausdrucken aus der schwedischen Vorlage nimmt auch Åkerlund als moglich
an: S. 141.
39 Gerade die hier behandelten Kenninge Thjodolfs schreibt Schiick der schwedi-
schen Tradition zu: Sehiick-Warburg S. 69.