Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 261
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Regierung, als knapper, kursorischer Bericht absticht. So ist es in HN
und Agr. auch bei Olaf Tryggvissohn, und wir konnen bereits jetzt fol-
gern, daB diese Art des Mittelteils grundsåtzlich den Mittelteilen der
Haraldingerreihe in allen drei Denkmålern entspricht. — Jedoch, die
Olafssaga hat noch einen vierten Abschnitt: Olafs Riickkehr und Tod.
Auch dieser ist besonders ausfiihrlich (s. o. S. 208 ff.), also ein zweites auf-
geschwelltes Endstuck. Ihm schlieBen sich Th.s referierender Bericht iiber
Erhebung und Beisetzung von Olafs Leichnam, ferner Olafs, Knuts,
Sveins und Hakons Regierungszeiten an; das Agr. hat nur Regierungszeit
und Alter. Damit sind die Bestandteile der erweiterten Grundform voll-
standig: Jugend, Beginn, summarischer Mittelteil mit Gattin, Nach-
kommen, Charakter, dann das Ende der Konigsherrschaft und der Tod
mit Daten und Bestattung. Dabei ist die Aufspaltung des Endstiickes in
zwei gleichgewichtige Teile (Flucht und Tod) eine nochmalige Aus-
weitung der urspriinglichen Form. Zieht man Noregs konungatal heran
(dessen genaue Besprechung u. S. 277 ff. erfolgt), so zeigt dieses die
alte Dreiteiligkeit in strenger Form, indem es von Erlings Aufstand,
Olafs Flucht und Hakon Jarls Zwischenregierung schweigt. Nach allem,
was man bis jetzt von der Grundform und ihren Vorlåufern: der Ahnen-
reihe und dem LangfeSgatal hat erkennen konnen, und was man weiter
beobachten wird, ist es dieses, vom Konungatal iibergangene Fluchtstiick,
das als Uberschreitung der Grundform erscheint. Denn es bedeutet ge-
wiB das tatsachliche Ende von Olafs Macht in Norwegen, aber noch
nicht seiner Konigszeit (die ja mit ihren 15 Jahren bis zu Olafs Fail
gerechnet wird). Den AnstoB glaube ich wiederum in der Olafslegende
sehen zu konnen. In ihr findet sich Aufstand und Flucht ebenfalls als
eigener Erzåhlteil (s. o. S. 218 f.). Und hier hat er eine im Wesen der
Legende liegende Funktion: er enthiillt die Undankbarkeit des Volkes
und die ungerechte Vertreibung des heiligmaBigen Konigs. Dazu ist fur
sie der Aufenthalt Olafs bei Jaroslav sachlich notwendig: dort ist der
zur Heimkehr mahnende Traum lokalisiert, der wieder zum Legenden-
schema gehort. Die Flucht Olafs und den sie veranlassenden Widerstand
aus der Uberlieferung von Olaf herauszugreifen, ist also fur die Legende
naturgemåB und diirfte hier urspriinglich sein. So ist zu vermuten, daB
der Ausbau dieser Begebenheiten bei Th. und im Agr. zu einem dem
Todesbericht gleichgewichtigen Teil der Anregung der Legende zuzu-
schreiben ist; daB Olafs Saga nun vier Teile hat statt drei, ist ihre Wir-
kung, eine Annåherung an ihre eigene vierteilige Komposition (s. o. S. 219).
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