Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Síða 290
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schwellung (und Spaltung) von Anfangs- und Endteil, durch Voraus-
stellung von Jugendgeschichten der Helden und Einbeziehung anderer
Biographien in Grundform (der Jarle, Svein Alfivasohnes), und so
als Vorstufen den erhaltenen Denkmålern iibergeben, welche sie noch
weiter ausgebaut haben (woriiber die nåchsten Abschnitte handeln). Der
Anteil kirchlicher Kreise, der Olafslegende, an diesem Ausbau ist oben
ersichtlich geworden. Die Einwirkung alter Traditionen auf Inhalt und
Stelle der epischen Ausweitung ist ebenfalls bereits angedeutet (o. S. 260).
Einen Ubergang von der einfachen zur erweiterten Grundform kann
man in jenen Kernstellen der Olafssaga sehen, die sich als Vorstufe der
drei Ubersichtswerke ergeben haben. Sie sind in ihrem Hauptteil noch so
knapp, daB sie der Grundform der Haraldingerreihe entsprechen, aber
sie enthalten bereits Andeutungen der Jugendgeschichte Olafs. Mit dieser
scheint die Ausweitung begonnen zu haben, und dies ist offenbar noch
innerhalb eines Konungatals geschehen. Man sieht so die erweiterte und
verselbståndigte Grundform der Olafe dem Konungatal entwachsen. Eine
gleiche Beobachtung zeigt sich bei Hakon dem Guten, wo ebenfalls An-
deutungen der Jugend, und dazu der Abfall schon fur die Vorstufe der
Haraldingerreihe erkennbar sind (s. o. S. 148 und u. S. 342). — Dieselbe
Zeitspanne hat aber fiir die Darstellung der eigenen Gegenwart der
letzten Generationen ab Harald dem Harten (mit Einwirkungen auf
Magnus den Guten) eine ganz neue Form der Darstellung iibernommen:
die der freigebauten Reihung wesentlicher Begebenheiten (vgl. o. S. 267 f.).
Das Gemeinsame der Inhalte der Grundform in allen ihren Ent-
wicklungsstadien ist dies: es kreist um die Person des Ahnen, seine Her-
kunft, seine Familie und den Besitz, sein Wirken und hauptsåchlich
(besonders fur die ålteren Epochen geltend) um seinen Tod und Grab-
ståtte. Es ist Ahnengeschichte. In Reihen und Stammlinien zusammen-
gestellt, ergibt sich als das eigentliche Thema eines solehen Konungatals
die Sippe, ihre Herkunft, ihr Stand, Besitz und ihre heiligen Hugel.
Diese Sippenkenntnis bedarf um ihrer juristischen, politischen und, wenig-
stens ehemals, religiosen Bedeutsamkeit willen gerade der festen, sicheren
Form, die vor Verfall und Vergessen des Notwendigen schiitzt. Diese
Sicherheit bietet der Aufbau des Konungatals samt seinen zwei- und ein-
teiligen Vorformen, da er ganz bestimmte Inhalte fordert, die auf diese
Weise nicht vergessen werden konnen; er, d. h. die Grundform, ist die
gegebene Form wissenschaftlich-strenger Geschichtsiiberlieferung der
mundlichen Stufe. Die Tråger und Gestalter dieser Uberlieferung sind