Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Side 314
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saga bereits vorausging. Das ist eine Beståtigung der aus dem Text-
vergleich der drei Denkmåler gezogenen SchluBfolgerung (o. S. 200). Die
den beiden Werken ebenfalls gemeinsame (wenn auch verschieden auf-
gefaBte) Gegnerschaft des Jarls zu Olaf Tryggvissohn schimmert nun
auch im Agr. durch (19, 9): es folgt also derselben Richtung. Daraus geht
wiederum hervor, daB der Einbau Hakons als Feind in die Olafssaga
ebenfalls der Vorstufe angehort (was also im Agr. verdunkelt ist) ; wir
haben somit den Trennungsstrich in den Vorlagen zwischen Harald
Graumantels Fail und Olafs Vorgeschichte zu ziehen, womit die Naht-
stelle des Th. den Einschnitt am sichtbarsten bewahrt hat.
Wenn nun im Agr. ein Lebens ab riB des Jarls auBerhalb der Olafssaga
und mit Widerspriichen zu ihr erscheint, so muB man folgern, daB dieser
dem Agr. aus anderer Quelle zugeflossen ist, so daB die beiden erkennbaren
Erzåhleinheiten nicht nur wegen ihrer Geschlossenheit potentiell un-
abhångig sein konnten, sondern in der Tat als getrennte Gebilde vor dem
Agr. existiert haben9; das schlieBt nicht aus, daB die Geschichte von
Hersir erst durch das Agrip eingefiigt worden sein konnte (was noch
andere Grunde stiitzen werden, u. S. 345). Der LebensabriB des Jarls
als Herrscher hatte dann mit der Notiz von Olafs Ankunft „zur selben
Zeit“ und der Flucht der Sohne geschlossen (13, 12). Sein Beginn liegt
notwendigerweise da, wo die Dublette und die Unklarheiten in der
Darstellung des Agr. ihn nahelegen, und wo auBerdem Haraldingerreihe
und Olafssaga in den lateinischen Chroniken aneinandergrenzen: mit Ha-
kons Beginn als Nachfolger Haraids in Norwegen (11, 1). Er unter-
scheidet sich also von den lateinischen Werken und der Olafssaga auch
des Agr. durch die Unabhångigkeit des Endes Hakons von Olafs Kom-
men, und von Th. und dem Ende der Haraldingerreihe im Agr. zumindest
durch das Verschweigen einer Abhångigkeit Hakons vom Danenkonig.
Das ist dagegen eine gemeinsame Auffassung mit der HN und dadurch
fur die Vorstufe gesichert. Ist auch die Feindschaft mit Gunnhild viel-
leicht nicht original? Ihr Tod ist eine epische Ausweitung, die der
urspriinglichen Grundform nicht angehort (o. S. 254); die Frage ist hier
noch offen zu lassen. Der Grundform entsprechend ware jedenfalls ein
Text, der von 11,3 (mit EinschluB der Charakterisierung Hakons in
11,5) zu 12,1 und dann zu einer knappen Darstellung des Endes
9 F. Jonsson, Aarbb. 1928, S. 287 f., denkt an einen (ungeschickten) Auszug
aus einer eigenen Saga von den Ladejarlen.