Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 297
295
einzige. Der Kampf zwischen Olaf und den Jarlen ist zugleich ein
Kampf um das Reich. Das låBt weitere durchgehende Leitlinien im Ge-
schichtsbild erkennen.
Die Grundlage scheint mir das umfassende Sippengefiige der Konige
Norwegens zu sein, das die HN vor Augen fiihrt. Dreimal stellt sie
es einpriigsam vor: in der vollzåhligen Liste der Sohne des Stammahnen,
in der Nennung der Sohne Erichs Blutaxts, deren Schicksal sie auBerdem
bis an das Lebensende verfolgt, und endlich an der Nahtstelle zur Olafs-
saga, wo das Schicksal oder zu mindest die Namen von Sohnen und
Nachkommen im Oberland in Erinnerung gebracht werden. Und nicht
zu vergessen ist, daB die Einleitung der Konigsgeschichte durch die Yng-
lingerreihe gebildet wird, d. h. durch die Ahnenreihe des Sippenhauptes.
Harald Schonhaar erhålt damit denselben Platz, den z. B. der Land-
nahmemann in den islåndischen Genealogien und Sippensagen einnimmt:
er ist der erste, mit dem die Geschichte des Geschlechtes und seines Landes
und Besitzes beginnt, dessen Vorfahren in einer so stolzen Reihe als nur
moglich aufgezahlt werden. Wie in einer der groBen Islandersagas ruht
dann auch hier in der HN das Hauptgewicht auf den groBten des Ge-
schlechtes: den beiden Olafen und Harald dem Harten. Dieser Gleich-
lauf mit islandischer Tradition darf nicht iibersehen werden. AuBerdem
spiirt man in dieser Konzentration auf die Sippe eine Verwandtschaft mit
der Ahnenreihe des Konungatals, so daB deren Thema noch bedeutend
in der HN nachwirkt. Sie erscheint auf solche Weise stark traditions-
gebunden.
Der Kreis, den die Begebenheiten der Haraldinger erfiillen, ist zu-
nachst auch der der engeren Konigssippe: Erich und seine Sohne kåmpfen
mit dem Bruder und Oheim Hakon dem Guten um den vom Stamm-
vater ererbten Besitz, die Seezone. Mit der Zeitspanne Hakon Jarls und
Olaf Tryggvissohns andert sich dies; nun stehen die Nachkommen Harald
Schonhaars, die beiden Olafe, in einem Abwehr- und Angriffskampf
gegen ein fremdes Geschlecht, das der Jarle. Es sind jetzt zwei ver-
schiedene Sippen, die um jenes Reich ringen, das der erste, Harald, ge-
grundet hat. Zugleich greifen als Folge von Olaf Tryggvissohns Heirat
fremde Herrscher in diesen Streit ein, der seinen Hohepunkt unter Olaf
dem Heiligen und Knut dem GroBen gefunden haben wird. Das Thema
der sippischen Begebenheiten bleibt dabei mit im Vordergrund: Olaf
Tryggvissohns fruhe Jugendgeschichte bewegt sich im engen Sippenkreis
und seinem epischen Kleinraum: die Mutter, der Ziehvater, das person-