Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 357
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denheit zu Th., daB sie das Agr. selbståndig aus der Uberlieferung ent-
nommen hat. Wie nun das Agr. durch die Anregung und das Vorbild
seiner Vorlagen fur die jungeren Zeitspannen zu selbståndiger Aufnahme
von Ausweitungen veranlaBt worden ist, so kann man folgern, daB die
gleichen Einfiigungen in das benutzte Konungatal ebenfalls dem Vorbild
jener zu danken sein mogen. Und nicht nur die epischen Aufschwellun-
gen, sondern wohl auch jene die Grundform iiberschreitenden kurzen Be-
merkungen, die in Richtung eines vollståndigen Lebenslaufes liegen:
Haraids Schlacht im Hafrsfjord (vgl. o. S. 252), der Zusatz viber Rogn-
vald Reykil (2,6) und der Danenzug Konig Hakons (5,13—14).
Solche auBerhalb auch der erweiterten Grundform der beiden Olafssagas
stehenden Ereignisse in den Lebenslauf einzubauen, hat das Agr. in der
Haraldingerchronik gesehen und nun von sich aus, als seine besondere
Leistung, samt den epischen Aufschwellungen in das Konungatal aus seiner
sonstigen Geschichtskenntnis heraus eingesetzt. Es war damit letztlich
jene erschlossene Haraldingerchronik und ihre eventuelle Fortsetzung
fiir die Zeit Harald Gillis und seiner Sohne, deren Form das Agr. in
seiner gesamten Darstellung erreichen und womoglich noch viberbieten
wollte. Am besten gelang ihm dies im Bereich dieser Vorlagen selbst, wo
es nur hinzuzufiigen brauchte; am sichtbarsten (und unausgeglichensten)
blieb dies Unternehmen im ersten Teil, wo es eine ganz knappe und
strenge Uberlieferungsform, den innerlich åltesten Bestandteil, auszu-
gestalten galt, wåhrend die an sich schon ausgeweiteten, zugleich aber
eine geschlossene Form bewahrenden beiden Olafssagas die Hånd des
Agr .-Verf assers am wenigsten zeigen. Nur da, wo die Olaf-M agnussaga
mit der freigebauten Haraldingerchronik zusammenstoBt, ist sie wieder
deutlich spiirbar: an dem unverbundenen Hineinstellen von Sveins Liir-
schauschlacht und Haraids des Harten Heimkehr in den Magnus-Teil.
Agr.s eigentliches Ziel und Leistung war somit, ein Ubersichtswerk viber
die gesamte Konigsgeschichte zu schaffen, das denselben Reichtum und
epische Frille besitzt, wie sie die Darstellung der j ungsten Epoche bereits
zeigt. Dieses Ziel bedeutet entwicklungsgeschichtlich einen Schritt zur
Verschmelzung zweier urspriinglich getrennter Uberlieferungsweisen: des
streng und knapp gebauten Konungatals, wie es Såmund und Ari (nicht
als die ersten, aber als die fiir die Zukunft bedeutsamsten) aufgestellt
hatten, und des sagamåBigen, moglichst vollståndigen und episch anschau-
lichen Erzåhlens von einzelnen Fursten oder eines Teiles von ihrem
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