Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Síða 341
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So bleibt fur das Agr. die Moglichkeit bestehen, und um der gegen-
såtzlichen Zeichnung Hakons willen verdichtet sie sich zur Wahrschein-
lichkeit, daB i. und 2. Bericht des Agr. urspriinglich nicht zusammen-
gehort haben, sondern zwei verschiedene Uberlieferungen darstellen.
Wenn man nicht das ganze Problem auf eine unbekannte Vorstufe ver-
legen will, muB man folgern, da£ es der Agr.-Verfasser war, der diese
beiden Uberlieferungen in seinem Werk vereinigt hat. Sie stammen beide
aus geistlicher Sphåre, was Thema, Ton und Urteil verraten. Wenn
man Th. und Snorris Einleitung heranzieht, sieht man eine Ausformung
ohne solche geistliche Zwischenstufe, und hier sind die beiden in Frage
kommenden Stellen: Mittelteil und Tod, im MaB einer strengen Grund-
form gehalten (s. o. S. 251 und 271). Der Durchgang durch geistliche
Hånde hat zu einer Fortentwicklung iiber diese Form hinaus gefiihrt21.
Die Abweisung kirchlicher Bestattung darf man aus obigem als
sekundåre Aufschwellung des SchluBteiles betrachten; dadurch wird die
Åhnlichkeit mit der kiirzeren HN und Th. noch deutlicher, und die
gemeinsame Uberlieferungsgrundlage tritt noch klarer hervor (vgl. o.
S. 164 f.). Aber auch diese bietet ab Hakons Verwundung (6, 11) bereits
episches Bild und Szene (vgl. fur HN auch o. S. 256), selbst wenn
man Agr.s Variante vom rnatsveinn Gunnhilds aus andervveitiger Volks-
iiberlieferung ableiten will22. Man muB hier daran erinnern, daB solche
genauen Vorgånge des Todes eines Fursten auch Thjodolfs Ynglingatal
in nahezu epischer Anschaulichkeit darstellt, etwa Gudrods Tod; diese
Breite ist damit im Rahmen der Grundform erst recht moglich.
Aber nun die Fållung Eyvind Skreyjas (6,3—9). Sie wird
durch HN und Th. nicht gedeckt. Dagegen findet sich eine Parallele in
der Fgsk. (S. 43, 1—17). Von vorneherein ist festzustellen, daB Wort-
gleichheit wieder nur in den Kernreden besteht, der Frage und Antwort
zwischen Eyvind Skreyja und Hakon sowie Thoralf und dem Konig
(Agr. 6, 4—5 und 6—7; Fgsk. S. 43, 4—8 und 11—13), die Kristallisa-
lorene Hakonssaga oder ein Ubersichtswerk. zur Erklarung der Identitat dieses
einzigen kleinen Abschnittes heranzuziehen, zumal die Hkr. (Hak. S. K. 32) nicht
damit iibereinstimmt, selbst bei Einbezug des ebenfalls identischen Satzchens: hann
hormopo bæpi <vinir hans ok 6vinir (Agr. 6, 18; Fgsk. S. 47, 23), woriiber noch
unten.
21 Damit vertrågt sich durchaus die Annahme T. Berntsens, daB das Opferfest
des Agr. alle Kennzeichen der Volksiiberlieferung trage (Fra sagn S. 32 f.);
auch geistliche frobir menn haben natiirlich aus ihr geschopft.
22 Wie Indrebo, Edda 17, S. 53; vgl. o. S. 163!. samt Anm. 131 ebda.
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