Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 60
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Bei Egil kann und brauche ich mich nicht in die ganze Summe
schwieriger Interpretationsfragen iiber Thjodolfs Meinung einzulassen,
welches Tier: Stier oder Wildschwein, Egil getotet håbe. Åkerlund stellt
alle Losungsversuche zusammen und neigt zur Annahme: Stier53. Fur
uns ist wichtig, daB sowohl HN wie Snorri einen (wildgewordenen)
Stier nennen, und damit schon friihere frodir menn Thjodolfs Worte in
diesem Sinn verstanden haben. Snorris Bericht: pat var3 i Svipjod lautet
wie ein neuer Einsatz, und man konnte eine ehemals miindliche Erzåhlung
heraushoren. Der Zusammenhang in Thjodolfs Helming legt es nahe, das
Vorkommen nicht in Uppsala, sondern wåhrend der Flucht, „drauBen" ge-
schehen sein zu lassen (s. o. S. 31); „lange“ sei das Tier auBerdem bereits
umhergeschweift. Das alles fiihrt leicht zu der Vorstellung „auf der Jagd“,
zumal nach der Loslosung der Geschichte von Tunni, welche bereits die
HN belegt (paulo post), also Vorstufe. Die Parallele mit dem Tod Frodis
des Friedsamen durch einen gejagten Hirsch54 (an sich eine Wander-
sage)55 braucht deshalb nicht auf direkter Entlehnung zu beruhen (die
man Snorri zuschreiben miiBte). DaB es mit dem „lange umherschweifen-
den“ (Thjodolf), „wildgewordenen" Stier (HN, Snorri) die besondere
Bewandtnis eines entkommenen Opfertieres håbe (und es nicht ein ge-
wohnlicher Bulle sei), ist dann wohl auch kaum eine junge Erfindung,
sondern hat sich mit seinem Anklang an den Sakraltod eines Konigs viel-
leicht schon friih mit dieser in weiteste Vorzeit (Beowulf) verlierenden
Sage verbunden. — Die Darstellung der Hkr. selbst mit ihrer so glaub-
haft anmutenden Gestaltung und die groBe Sinnenfalligkeit der Vorgange
sind dagegen unverkennbar Snorris eigene Handschrift.
Sodann Tunnis Aufstand. Was Thjodolf unter Tunna riki verstand,
låBt sich nicht mehr erkennen (s. o. S. 33). Klar ist eines: Egil muB in
Landfliichtigkeit. Darin hat also Snorri recht, wåhrend HN mangelhaft
berichtet. Aber sie stiitzt Snorri in der Zahl der Feldziige: acht fur Egil
ungliickliche, im neunten Tunnis Fali. Wahrscheinlich ist hieraus, daB
Egil nach der achten Schlacht auch auf der Vorstufe in die Fremde ging
und, wenn er in der neunten siegte, wohl Hilfe mitbrachte. Die Neunzahl,
mit anderem Ausgang beim letzten Mal, weist ebenfalls auf miindliche
Erzåhlweise hin (s. o. S. 57). Die vorliterarische Existenz beider Themen
iiber Egil: sein Tod durch ein Tier und seine Kåmpfe mit einem Knecht
“ Ynglingatal S. 95—98.
H Arngrims Auszug K. VII bei Axel Olrik, Aarbb. 1894, S. 110.
“ S. a. H. Schiick, Ynglt. 3, S. 110; S. Lindqvist, Uppsala hogar S. 278.