Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 249
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sichtig machen gegenuber der an sich naheliegenden Folgerung, daB
Th. hier (unter Einwirkung islåndischer Uberlieferung) sekundår åndere
und das Agr. die gemeinsame Vorlage, die Haraldingerchronik reprå-
sentiere. Die Ånderung des Aufbaus kann ja nicht durch die Islander
allein begrundet werden; sie macht den Eindruck, als ob hier Th. den
ihm zugekommenen Stoff ganz frei, ohne Bindung an eine Vorlage ge-
formt hatte und dadurch hier, wo es sich um das Nebeneinander von
drei Fiirsten handelt, zu einem achronologischen Aufbau gekommen
wåre. Bei solehen Uberlegungen entgleitet die erschlossene Haraldinger-
chronik fur die Magnussohne (und das Folgende) ins Unbestimmbare;
ihre Erstreckung iiber Magnus BarfuB hinaus muB vorerst offen blei-
ben318.
Aus der gesamten Untersuchung hat sich ergeben319: Agr.
ist sowohl von Th. wie von HN selbst unabhångig und steht als gleich-
wertiger dritter Zeuge neben diesen beiden, die ebenso unabhångig von-
einander und vom Agr. sind. Dagegen besteht Verwandtschaft zwischen
den Vorstufen aller drei. Doch sind es frir die verschiedenen Zeitstufen
ganz verschiedene. Fur die ålteste gemeinsame Zeit, die der Haraldinger
von Harald Schonhaar bis zum Tode seines Enkeis, bzw. Jarl Hakons,
ging den drei Denkmålern eine ganz knappe Ubersicht voraus, die mund-
lich war und in verschiedenen Varianten iiberliefert worden ist320. Fur
die Saga Olaf Tryggvissohns, die mit Stammbaum und Tryggvis Fali
einsetzt und bis Erich Jarls Tod reicht, treten Th. und HN weiter
auseinander. Aber gewisse Kernstellen sind trotzdem verwandt, und sie
verraten eine Fortsetzung im Stil der Haraldingerreihe als ålteste faB-
bare Vorstufe321. Um diesen Kern hat sich eine ausfuhrlichere Saga in
318 Einen bedeutsamen Wechsel des Agrips in der Auffassung zu weniger
throndisch gebundenem Gesichtskreis glaubt auch Berntsen, Fra sagn S. 46 f., an
gleicher Stelle beobachten zu konnen, vgl. o. S. 119.
319 Man vgl. hiezu den Uberblick iiber die bisherigen Auffassungen auf
S. 116 ff.
339 DaB die eine oder andere dieser Fassungen auch schriftlich hat niederge-
schrieben oder lateinisch aufgezeichnet sein konnen (wie letzteres J. de Vries,
Beitr. 66, S. 86 u. 101, annimmt), dem steht an sich nichts im Wege. Nur wurde
eine solche Niederschrift von keinem unserer drei Denkmåler gemeinsam mit einem
der anderen benutzt.
321 Deshalb stimme ich Jan de Vries’ Auffassung, Beitr. 66, S. 102, „daB eine
kurze norwegisch geschriebene Haraldarsaga als Einleitung zu ausfiihrlicheren
Sagas iiber spåtere Konige (Hakon ASalsteinsfostri, Olaf Tryggvason, Olaf den