Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 354
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Aus gleichem Gesichtskreis heraus, religios-sozial, wird die Kreuzfahrt
eingeleitet: um sich Gottes Barmherzigkeit und die Freundschaft des
Volkes zu erwerben, nehmen die Briider nach dem EntschluB zur Fahrt
die driickenden Lasten ab (52,4—53,1). Das ist eine nicht zu iiber-
horende Einheitlichkeit des Tones und des Themas, wodurch die gesamte
Kreuzfahrt als ein geschlossen komponiertes Ganzes wirkt. (Ein zweites
Thema ist der Gewinn groBer Ehre: 53, 1 und 55, 2, das erganzende Ge-
genstiick zum Religiosen: Gottes Huld und Ehre vor den Menschen). Es
besteht kein innerer Zwang, Bedingung und Legende als fremden Be-
standteil auszuscheiden. Nun bezieht sich die Aufhebung der Lasten auf
ihre Einfiihrung, die Alfiva-Gesetze, zuruck: s em fyrr var sagt (vgl. o.
S. 334). Wie diese eine Einfiigung des Agr.-Verfassers, so miiBte auch
vorliegende Notiz eine solche sein, so daB die Ganzheit des Kreuzzuges
ein (zur Vorlage sekundåres) Werk des Agr.-Verfassers wåre; dann
konnte er auch die Legende ebenso nahtlos eingefugt haben. Anderseits
wåre es auch moglich, daB er die Nachricht von der Lastenbefreiung hier
vorgefunden håbe und dadurch veranlaBt worden sei, die Entstehung,
die Gesetze Alfivas, einzufiigen. Die Vorlage hat ja schon einmal von
Rechtsverbesserungen gesprochen: bei Hakon Thorisfostri, wo Th. Zeuge
dafiir ist (s. o. S. 236); auBerdem wird in 52, 4 nicht Alfiva genannt,
sondern ganz allgemein frekir konungar ok iarlar, was der Agr.-Verfasser
selbståndig auf die (vielleicht auch deshalb eingesetzten) Alfiva-Gesetze
bezogen haben kann. Es ist weiter festzustellen, daB die gesamte Kreuz-
zugsbegebenheit im Agr. auch in den iibrigen Gang der Erzåhlung fest
eingebaut ist; der Beginn: En i fyrsto, er peir bræpr sitia i riki prir (52,3)
greift betont iiber den vorweggenommenen Tod Olafs zuruck, und in die
gleiche Zeitspanne wird das Ende eingebaut: på var hann (Sigurd) tvitugr
... Vetri var Eysteinn ellri ... en Olåfr på xii. vetra gamall (55,4—5).
Dies ist die Hånd entweder des Agr.-Verfassers oder seiner Vorlage. Be-
denkt man die nun zu voller Deutlichkeit gelangte Verschiedenheit in
Sachangaben und Aufbau mit Th., so muB man die oben (S. 242) getrof-
fene Annahme bekråftigt sehen, daB jedenfalls von einer gemeinsamen
Vorlage mit Th. nicht die Rede sein kann. Die Individualitåt beider Ge-
staltungen legt es nahe, daB weder Agr. noch Th. hier der bisherigen
Quelle, der Haraldingerchronik, gefolgt sind.
Bei der letzten epischen Ausweitung, dem G e i r s t e i n-T h a 11 r,
bricht das Agr. ab. In ihm und seiner Einfiigung, die nur ganz lose mit
der Konigsgeschichte zu tun hat, nåhert sich die Komposition des Agr. der