Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 53
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vergessen hatte (die er in seiner Edda wuBte), und es bleibt die Moglich-
keit offen, daB er Loga dis im Vers nicht mit Skjalf identifiziert haben
muB, sondern als etwas anderes, nåmlich als Dis des Flammengottes (d. i.
Logis) verstanden haben kann. Darauf komme ich noch im Zusammen-
hang mit Snorris Bemerkung iiber Agnis Feuerbestattung (u. S. 73 f.).
Bei den folgenden Briiderpaaren liegen die Verhaltnisse einfacher. Den
Geschehniskern bei Alrek und Eirik: gegenseitigen Totschlag mit
den Pferdetrensen, berichten Snorri und HN genau wie Thjodolf. Sonstige
Erzåhltypen fehlen; es hat sich keine weitere tiberlieferung von diesen
Fiirsten erhalten. Was Snorri hinzufiigt: Pferdezucht und Reitsport, Wett-
eifer hierin zwischen den Briidern, Ritt ohne Begleitung und Waffen
aufs Feid und ihre Auffindung als Leichen mit zerschmetterten Schadeln
— das ist Ausfiihrung zu Thjodolf. Dabei steht man in der Wahl, wie-
weit dies begleitende miindliche Prosa oder Gestaltung Snorris sein kann.
Es failt auf, daB in Snorris Darstellung der Vorgang selbst hinter der
Szene gelassen wird: die Briider reiten fort, werden vermiBt und tot auf-
gefunden; man folgert aus den Umstanden die Art des Totschlages. Das
entspricht genau dem Wortlaut des Gedichtes im zweiten Helming: „man
sagt, daB sich Dags Verwandte mit den Trensen des Reitpferdes er-
schlagen hatten". Die vorsichtige Interpretation des kodu (das bei Thjo-
dolf Hinweis auf seine miindlichen Quellen bedeutet) als SchluBfolgerung
aus einem Befund („sie mussen sich mit den Trensen erschlagen haben")
ist sowohl kunstvolle Erziihlung wie die Gewissenhaftigkeit eines Histori-
kers, der keinesfalls mehr behaupten will, als seine Quelle bietet. Darum
glaube ich, daB Snorri hier nur das Gedicht als Stoff hatte, dessen Mit-
teilung er behutsam in geschautes Bild umsetzt. Dann stammt auch der
Pferdesport und der gegenseitige Wetteifer als psychologische Erklårung
ebenfalls von Snorri39. Zugleich tritt hiebei ein psychologisches Motiv auf,
das als eine der letzten Begriindungen immer wieder in der Saga er-
scheint: der Wettstreit um den ersten Platz. In dieser Erziihlung fassen
wir Snorris Leistung rein : Bildhafte Gestaltung, sachliche und psychologi-
sche Begriindung eines iiberlieferten Geschehnisses.
Uber Alfs und Yngvis Totschlag deutet Thjodolf selbst eine
runde Fabel an: Bera hetzt die beiden auf, daB sie aus Eifersucht einander
— ohne wirklichen Grund — erschlagen. Die Frau als Hetzerin zum
Streit, Eifersucht zwischen zwei Miinnern, und die Frau zwischen ihnen
Dies auch Vermutung F. J6nssons, Arkiv 50, S. 188.