Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 344
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spaca oc annara vitra manna (= Agr. 5, 20). Dann folgen die einzelnen
Begebenheiten, vom Opferfest bis zum ersten Angriff der Gunnhildsohne
(S. 32, 23). Aber auch dieser Mittelteil der Fgsk. ist nicht vollig wort-
gleich mit dem Agr. und ist auBerdem bezgl. der Gesetzgebung sachlich
abweichend (ganz Norwegen gegen Gulathingslag). Er stammt also weder
aus Agr. noch aus gemeinsamer schriftlicher Quelle; er ist ein Stiick
gemeinsamer Uberlieferung aus miindlicher Grundformstufe. (Die spate-
ren Untersuchungen iiber die Fgsk. (s. o. S. 16) werden ihre Spuren
noch ofters erkennen lassen.) Er ist in der Fgsk. hier als Ganzes er-
halten, im Agr. geteilt.
Nun kann man folgende Schichten der Entstehung von Agr.s Hakons-
saga erkennen: als Grundlage die drei Teile der Grundform: Hakons
Ankunft mit seiner Charakterisierung (5,7—10); seine Regierung (5,
12: En Hokon—betri, und 5, 20) ; sein Ende, d. i. der dreifache Kampf
gegen die Neffen (5,21—23; 6, 1—2 und 10—12) und der Tod (6, 13
—14 und 18—19). Hierein legt sich eine geistliche Bearbeitung, die
das Heidenleben (5, 12) und die Unwiirdigkeit christlichen Begråbnisses
(6, 15—17) beigesteuert hat. Eine andere geistliche Ausweitung ist die
Missionstatigkeit und das Opfer (5,15—19); eine dritte Gruppe von
Erweiterungen sind der Diinenzug und vor allem die Episode mit Eyvind
Skreyja. Heidenleben und Begråbnis konnte der Agr.-Verfasser bereits
eingeschoben gefunden haben; hiefiir spricht auch HN, bei der der Abfall
Hakons als Bestandteil des summarischen Mittelteiles erscheint (s. o.
S. 250). Die iibrigen Stikke hat wohl Agr. selbst eingesetzt. Woher stam-
men nun diese Zutaten zur Grundform? Keinesfalls aus einer einzigen
schriftlichen Quelle, denn Heidenleben und Christianisierung sind Wi-
derspruche, die auf ein verschiedenes Bild Hakons in der Uberlieferung
zuriickgehen; die Unterschiede zur Fgsk. machen es auch fur die iibrigen
Stiicke unwahrscheinlich, daB sie das Agr. aus einer vorausgehenden
schriftlichen Aufzeichnung entnommen håbe — sie sind von einer Art,
die man sich am besten miindlich vorstellt. Die Annahme einer Spezial-
saga von Hakon dem Guten oder eines kurzen Ubersichtsvverkes, woraus
mindestens all das stamme, was Agr. mit Fgsk. inhaltlich gemeinsam
håbe, lost sich also fur Agr.s Teil in mehrere Quellen auf, aus denen
Stoff und Form geflossen26. (Uber Fgsk.s Vorstufe sei damit noch kein
26 Wenn man es um dieser Fiille willen fur unerlaBlich erklart, eine Spezial-
saga vorauszusetzen (wie ASalbjarnarson S. 195 f.), so bedeutet dies nur, daB man
das Entstehungsproblem lediglich um eine Stufe zuriickverlegt. Denn man muB