Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 306
304
hervorgehobene Wortfiihrer der principes (unter welchen auch der
Bischof Grimkel), die den AbschluB eines Staatsvertrages zur Sicherung
des Friedens als Bedingung ihrer Zustimmung erzwingen (S. 54 f.).
Indem Th. diese verantwortliche Teilnahme der Lehenstråger am Be-
stand von Reich und Konigtum so nacbdrucklich zur Darstellung bringt,
wird dies als Gegensatz zu dem Verhalten bewuBt, das Th. vorher be-
richtet, wo die bedeutendsten Vertreter des Adels: Erling, Thorir, Kalf,
in Opposition gegen eben dieses Konigtum erscheinen. Das ist ein Wandel,
der in Parallele mit dem Verschwinden des Heidentums als offizieller
Religion in Norwegen steht, und durch welches beides der Zustand des
Mittelalters in Norwegen eingetreten erscbeint: der christliche Lehens-
staat, in welchem Adel, Geistlichkeit und Konigtum gemeinsam die
Tråger des Reiches sind. Das sagt nun Th. gewiB nicht mit Worten,
aber die Inhalte seiner Geschichte lassen diese Tatsache: die Umkehr
gegen die Zeit vor Stiklestad, deutlich erkennen, und damit ist sie ein
Bestandteil des Geschichtsbildes, das er gibt.
Derselbe Wandel låBt sich z. T. in der Zeichnung des Menschen-
tums in der Olafszeit beobachten. GewiB gilt auch in ihr jener Typus
des Machtmenschen, der aus der HN bekannt ist und bei Th. selbst
in den Gestalten der Haraldingerzeit erscheint: in Erich, seinem Sohn
und vor allem in Gunnhild, gegen welche der Behauptungswille der
Thinggemeinden zu Recht und Freiheit steht (s. o. S. 298 f.). Der Erz-
heide Hakon mit seiner ingeniosa malignitas (S. 12) und Knut der
GroBe, der, avidus alieni (S. 29), selbst das Mittel der Bestechung nicht
scheut und sich nicht mit den beiden Reichen, die er bereits besitzt, zu
begnugen weiB (S. 34), sind schon von der Besprechung des Legenden-
tones (o. S. 215 f.) und der Christentums-Linie (o. S. 300 f.) her be-
kannt. Es sind die Kontrastfiguren gegen die beiden Olafe. Des Trygg-
vissohns Riickkehr nach der Heimat erfolgt nicht nur, weil das Land
angeblich offen vor ihm daliege (S. 14), sondern auch aus gottlichem
Auftrag (S. 17) und um der Missionierung willen (S. 15). Hoheres
als personliches Machtbegehren steht dahinter. Um der Sache des Chri-
stentums willen vermåhlt er, wie bekannt, seine Schwestern (S. 21),
und christliche, bruderliche Gesinnung beberrscht sogar den (bekehrten)
Sohn des „bosen“ Jarls, Erich, so stark, daB er lieber auf seine Macht
verzichtet (S. 24 f.). Olafs des Heiligen Friedensliebe, in England, gegen
den jungen Jarl im Saudungssund, gegen die Feinde vor Stiklestad, und
seine Rechtlichkeit sind ebenfalls schon oben (S. 2x6) genannt; person-