Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 89
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auf S. 43 genannten Grundsatz zufolge muB man dies vorerst als Variante
buehen. Bei Halfdan dem Milden verschweigt HN Todes- und Begrabnis-
platz, Snorri nennt sie (Holtar und Borro) Thjodolf entsprechend; der
Thattr redet nur allgemein von Vestfold.
Bei E y s t e i n bildet den gemeinsamen Ausgangspunkt der Sturz
aus dem Schiff durch eine Segelstange: fyr asi bei Thjodolf. Jeder der
anderen Berichte fiihrt dies nun nåher aus: Eystein fiel von Bord, eine
Segelstange traf ihn in einem engen Sund: so der Thattr. Eystein wurde,
wåhrend sie dichtgedrångt zwischen zwei Inseln auf mehreren Schiffen
segelten, durch die Segelstange des anderen Schiffes vom Hinterdeck ge-
schlagen und verschwand in den Wogen versinkend: so die HN. Snorri
ist noch ausfiihrlicher: der Grund fiir den Schlag ist, daB ein anderes
Schiff ganz nahe fuhr. Die gemeinsame Anschauung der drei Berichte
ist also, daB es die Stange eines dicht neben dem Konigsschiff segelnden
anderen war; das muB auch der Thattr meinen, denn wenn es die
Segelstange des eigenen Schiffes gewesen wåre, hatte ja der enge Sund
keinen Sinn. Dieses Bild: dicht nebeneinanderfahrende Schiffe, diirfen
wir als gemeinsame vorausgehende Uberlieferung nehmen, bei der nichts
hindert, sie auch als Thjodolfs Horern vorschwebend zu denken (denn
eine bestimmte bekannte Vorstellung liegt dem fyr asi zugrunde, sonst
hinterlieBe das Gedicht ein unbefriedigtes Fragen bei den Horern). Snorri
setzt nun noch als veranlassendes Moment „ziemlichen Seegang“ hinzu,
und dieser wiederum sei durch Zauberei des Konigs Skjold zu Varna als
Rache fiir Eysteins Plunderungszug bewirkt. Diese Geschichte ist durch
die anderen nicht gedeckt. Thjodolfs Stillschweigen scheint mir hier be-
achtenswert zu sein. Es liegt bei Snorri derselbe Todeszauber vor wie bei
Adils und Vanlandi. Solche Todesursachen gehoren zum Thema des
Ynglingatals, und wenn man bedenkt, daB Thjodolf bei der Ermordung
Gudrods (s. u.) auBerdem auch die heimtiickische Planung des Mordes
eindeutig angibt, so darf man aus dem Stillschweigen bei Eystein folgern,
daB Thjodolf einen natiirlichen Ungliicksfall vor Augen hatte. Dann ist
es naheliegend, daB auch fiir HN und Thattr die Angelegenheit mit einem
solehen abgetan war. Hat Snorri erfunden? Das Motiv, durch Ausbreiten
des Manteis und Hineinblasen Wetterzauber zu treiben, ist verbreiteter
Volksglaube; hinzukommt der Ortsname Jarlsey als Geschehnisstelle. So
klingt das Ganze nach ortsgebundener Volkssage, und deshalb glaube ich
nicht, daB Snorri der Erfinder ist; es liegt eine Ortsiiberlieferung vor, die
das Ungliick des Konigs Eystein durch Zauber geschehen lieB — eine fiir