Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 162
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kann die Veranlassung gewesen sein, und zu bedenken ist ja, daB das
Folgende: Hakons Ankunft, ganz von der Darstellung Agr.s (und der
Chroniken) abweicht. Erichs Stiick der Fgsk. ist wie ein Ubergang von
volliger Gleichheit der Auffassung und des Wissens, die wortliche Uber-
nahme gestattet, zu ebensolch groBer Verschiedenheit. Die selbståndige
Saga Hakons des Guten hat sich als gemeinsame Grundlage frir Agr. und
Fgsk. hier nicht finden lassen110.
Ich setze den Vergleich Agr.s mit den lateinischen Chroniken fort.
Hakons des Guten Ankunft (5, 7) åhnelt Th. durch die Aktivitat
der Norweger, wobei dessen revocaverunt (S. 7) in kvoddo ... aftr t land
wiedererkennbar ist. Aber die vitrir menn finden sich nicht bei ihm,
sondern in HN als Norwegiae primatibus120, jedoch nur in beratender
Funktion und nicht in identischem Wortlaut (S. 105). Dazu kommt der
Zusatz mej) leynd und tveim skipom121, so daB das Agr. weder dem einen,
118 So muB ich also ASalbjarnarsons SchluBfolgerung (S. 195) widersprechen.
Sie ist auch nicht sehr iiberzeugend dargelegt und besteht eigentlich nur in einer
Berufung auf K. Maurer. AuBerdem widerspricht er sich: Zuerst sagt er, daB
eine Spezialsaga Hakons gemeinsame Quelle fur Egilssaga, Agr. und Fgsk. gewesen
sei. Dann fiihrt er fort: „Es lohnt sich zu beachten, wie viel von Agr.s Berichten
iiber Hakon den Guten sich nicht in Fgsk. findet. Das deutet darauf, daB Fgsk.s
Verfasser eine andre, ausfiihrlichere schriftliche Quelle fur diese Saga gehabt
habe“ (S. 196). Also doch verschiedene Vorlagen! Was gilt nun eigentlich? —
G. Indrebo revidiert selbst seine Ansicht von „Fagrskinna" (S. 39) iiber gemein-
same Benutzung einer Spezialsaga Hakons (und Erichs) zur Annahme eines kurzen
Ubersichtswerkes, das beide benutzt hatten (Edda 17, S. 49 f.). Damit trifft er sich
mit S. Nordal (S. 40), der seinerseits auf Gjessings Annahme eines „Gemeintextes"
bereits fur Halfdan und Harald fuBt (Fremvext 1, S. 34 ff.), und mit Sophie A.
Krijn in Neophilologus 4, S. 237 ff., die ebenfalls Gjessings Gedanken weiterfiihrt.
Aber gerade auch ein solches kurzes Schriftwerk wird als Vorstufe nicht faBbar, da
die Differenzen zwischen Agr. und Fgsk. nur Varianten zulassen (d. h. miindliche
Uberlieferung) — oder eben Abweichung von Agr.s Text, wie oben ausgefiihrt.
Diese SchluBfolgerungen gelten nur fur den eben analysierten Abschnitt; die Uber-
einstimmungen in den epischen Ausweitungen Agr.s und Fgsk.s sind eigens zu
betrachten. Es ist der Fehier der bisherigen Forschung, daB die Geschichte Hakons
in Agr. und Fgsk. mit Hinsicht auf die Vorlagen als unteilbares Ganzes behandelt
wurde. Dariiber spater (S. 336 ff.).
no Dies ist eine der Doppelparallelen Agr.s mit HN und Th., deren sich A3al-
bjarnarson nicht bewuBt wird, wenn er sagt, dieser Satz (på kvoddo—hårfagra)
finde sich in Th.s Werk, nur daB hier Norvoagienses anstelle der vitrir menn stunde
(S. 52).
121 Den Zusatz tveim skipom
iibersieht ASalbjarnarson S. 52. Er findet sich