Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 374
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Auch Harald der Grenlånder erscheint so in seinem Handeln mit Hakon
Jarl als Haupt und Exponent seiner Stammlande.
Demgegeniiber wirken Erich und seine Sohne wie Gewaltherren,
gegen den Volkswillen und seine Rechtsauffassungen stehend. In solchem
Licht erscheinen Erichs Angriffe gegen Bjorn und Halfdan; es finden
sich keine Anzeichen, daB sie von seinem Gau unterstiitzt wiirden, sie
beschworen in jedem Fali die Emporung Viks und Drontheims gegen
ihn herauf. SchlieBIich verlåBt ihn sein eigenes Stammland, der Westen.
Das gleiche Schicksal erfahren die Sohne Erichs. Abgesehen davon, daB
sich wie einst ihre Oheime gegen den Vater, so nun die Vettern mit
dem Jarl gegen sie verbiinden (S. 21, 18 ff.), erleben sie Aufstånde in
ihrem eigénen Gebiet, und endlich failt dieses, der Westen, ganz von
ihnen ab, als Hakon Jarl zuriickkehrt. Anderseits kann man jedoch
beobachten, daB das, was Erich und seine Sohne in Norwegen unter-
nehmen, auf Bewahrung der Reichseinheit und ihres eigenen Reichs-
konigtums zielt. Die Wahrung von Harald Schonhaars Werk ist es, die
jenes gewaltsame Vorgehen fordert und die Reichskonige zur Selbst-
machtigkeit und Angriff gegeniiber den Stammen und ihren Fiirsten
zwingt. In deren Augen aber ist dies Ubergriff und Bruch des bestehen-
den Rechtes, und die Folgen sind Hungersnot und Emporung. Das Reich
und der Machtwille von dessen Trågern stehen im Gegensatz zu den
Landschaften, die eigenen inbegriffen. Die Stammeskonige und Jarle
dagegen gehoren als die Spitzen zu ihren Stammen; ihr Herrscherwille
zur Macht fåilt mit dem Selbstbehauptungswillen ihrer Landschaft
zusammen.
Die Gegensåtzlichkeit zwischen dem selbstmåchtigen Schwertreich
der Linie Haraids, Erichs und seiner Sohne, wo die Machtquelle allein
im Konigtum ruht, und dem von unten her aufgebauten Volkskonigtum
unter Konig Hakon, den die vorausgehenden Denkmåler als ein sich
ablosendes Nacheinander darstellen, ist fur Snorri somit ein durch die
gesamte Haraldingerzeit gegenwårtiges Nebeneinander zwischen den
partikularen Måchtegruppen und den Reichskonigen. Nur einmal lost
sich diese Gegensåtzlichkeit auf: wo in Hakons Person das Reichskonig-
tum als eine Union der Landschaften ersteht und der Konig den Willen
seiner Thingverbånde repråsentiert. Das alles eine Problematik, die ge-
rade wieder flir das Hauptthema Snorris, die OlafsSaga, von entscheiden-
der Tragweite ist, so daB ihre Darstellung in der Einleitung ihre guten
Grunde hat.