Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Page 17
VORBEMERKUNG
Die hier vorgelegten Untersuchungen entspringen der Absicht, das Ge-
schichtsbild der Konigssaga bis Snorri klarzustellen. Hiezu ist es not-
wendig, mit den åltesten Ubersichtswerken zu beginnen, mit Theodricus,
Historia Norwegiae und Agrip, da hier erstmalig eine geschichtliche Ent-
wicklung iiber groBere Zeitråume gestaltet ist, die zugleich einen Vor-
låufer von Snorris Auffassung hildet, vor allem bei Theodricus, z. T. im
Agrip. Von hier aus ist es moglich, sich zu nicht erhaltenen Vorstufen
zuriickzutasten. In die Reihe kurzer Ubersichten gehort auch Snorris Ein-
leitung zu seiner selbståndigen Olafssaga, die zudem in der Form und
dem Aufbau enge Verwandtschaft mit den drei ålteren Werken zeigt.
Der Aufbau der einzelnen Herrscherbiographien bis einschlieBlich
Magnus dem Guten, der sich in allen vier Abrissen von bestimmter, ein-
heitlicher Prågung erweist, stellt sich als eine Fortentwicklung verwandter
Anlagen in den ålteren Denkmålern der Ynglingasaga: der Historia Nor-
wegiae und dem Thattr af Upplendinga konungum dar, die ihrerseits aus
einer åhnlichen in Thjodolfs Ynglingatal abgeleitet werden konnen. Des-
halb ist auch die Ynglingasaga einschlieBlich Thjodolfs Gedicht — an sich
das fruheste Denkmal nordischer Konigssaga — und folgerichtig auch
Snorris Ynglingasaga in der Heimskringla in die Untersuchung einzu-
beziehen. Somit wird in ihr das letzte Ziel bereits zweimal erreicht:
Snorris Werk, einmal in der Ynglingasaga, sodann in der Einleitung zu
Olaf dem Heiligen. Die Verwandtschaft im Aufbau erheischt ferner eine
Beschåftigung mit den Konungaåfi Såmunds und Aris, soweit sie wieder-
herstellbar sind.
Dagegen haben die beiden iiberlieferten Einzelsagas vor Snorri: Odd
Munks Saga von Olaf Tryggvissohn und die Saga Olafs des Heiligen
in ihren beiden Fassungen der „Åltesten Saga“ und der „Legendarischen
Saga" auBerhalb der vorliegenden Untersuchungen zu bleiben. Sie stam-
men aus einem anderen Kreis von Uberlieferungsformen als die ålteren
Ubersichtswerke, den im wesentlichen nur das Agrip in seinen epischen