Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1950, Blaðsíða 47
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sein; daB Odin in Berg und Stein einzugehen vermoge, erzåhlt Snorri
kurz vorher (K. 7). Wenn nun auch die Suche nach dem gottlichen Ahn
mit den Bezeichnungen 6 dinn inn gamli, Tyrkland und S vip jod in mikla
natiirlich deutlich von Snorris euhemeristischer Asen-Auffassung und Ein-
wanderungstheorie geprågt ist, so scheint sie mir im Grunde trotzdem
nicht bloBe Erfindung zu sein24. Willkiirliche Konstruktion, nur um den
Namen Vanlandi zu erklåren, darf man Snorri, der Geschichte schreiben
will, nicht von vorneherein in die Schuhe schieben25. Wenigstens die Um-
risse einer auf der miindlichen Stufe vielleicht mit Sveigdir oder Vanlandi
verkniipften Sage von der Wanderung ins Jenseits konnen vorliegen, die
dann Snorri sinngemåB mit seinen gelehrten Kenntnissen dieses heidnischen
Jenseits vereinigt hat. Die Verbindung mit einer Frau aus dem Damonen-
land begegnet auBerdem bei Vanlandi und Agni (spater in der Snåfrid-
sage und bei Gunnhilds Finnen-Aufenthalt).
Snorris Fabel von Vanlandi entspricht einem weitverbreiteten
Erzåhlschema von der Fahrt ins Damonenland und dem Bruch des Riick-
kehrversprechens dorthin, dem der Tod, durch die beleidigte Jenseitige
veranlaBt, folgt. Das Finnenland mit seinen mythischen Namen entspricht
durchaus dem sonstigen Dåmonenreich und kann dessen gelehrte Euhemeri-
sierung der frodir menn sein26. Es hat wenig Wahrscheinlichkeit, daB erst
Snorri dieses Erzahlschema an Vanlandi gekniipft håbe, um Thjodolfs An-
gabe vom Mahrenritt zu begriinden27; dazu braucht man keine so vveit
hergeholte Geschichte. Aber es ist auch nicht notwendig, daB sie schon
zu Thjodolfs Zeit mit Vanlandi verbunden gevvesen sein muB28. Denn
der Mahrenritt allein kann schon eine fur sich existierende Volkssage
bilden; hinwiederum sprengt aber auch Snorris Bericht noch keineswegs
Auch nicht nur „Theorien" (Storm, Snorre S. 106) — i austanverSri SvipjoS,
Wo Stein liegt, bedeutet nicht „GroBschweden", wie F. Jonsson, Arkiv 50, S. 185
mit Holmboe in Forh. i Vid. Selsk. i Chri. 1863, S. 95, meint, sondern das ostliche
cigentliche Schweden, das Snorri kurz vorher als Aufenthalt Sveigdirs nennt.
Vgl. die gleiche Auffassung von Snorri bei Sigfus Blondal, Snorri Sturluson,
Nordisk Tidskrift (Letterstedtska) 17 (1941) S. 469.
20 Vgl. etwa Schiick, Ynglingatal 2, S. 68 ff.; Moltke Moe, Samlede Skrifter 2
(•926) S. 85 u. 6. — Insofern hat Storm, Snorre S. 106 f., recht, diese Finnen-
geschichten „keine alten Sagen" zu nennen.
‘7 Das ist Storms Meinung, Snorre S. 107. — Warum hat dann Snorri nicht
auch bei Domaldi, Domar und Dyggvi solehen „poetischen Zyklus" geschaffen?
28 Insofern hat Storm, Snorre S. 106, recht, wenn er sie der Zeit nach Thjodolf
zuschreibt.